Noch kein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen auf der Führungsebene in staatsnahen Betrieben.

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Frauen in Spitzenführungspositionen sind nach wie vor die Minderheit. Das ist nicht neu. Doch selbst staatsnahe Betriebe kommen ihrer Vorbildfunktion nicht nach, kritisiert Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (Diw).

In dem Wochenbericht des Diw, der regelmäßig Frauen in Führungsgremien anaylsiert, wurden erstmals auch staatsnahe Betriebe in Deutschland genauer unter die Lupe genommen. Und die Ergebnisse sind ernüchternd. Von den 61 im jährlichen Beteiligungsbericht des Bundes gelisteten Unternehmen haben zu Jahresbeginn lediglich elf Betriebe Frauen in den Vorständen bzw. in der Geschäftsführung. Den Vorsitz einer Geschäftsführung hatten lediglich drei Frauen inne. "Bedauerlich ist auch, dass die Deutsche Bahn 2009 ihren gesamten Vorstand ausgetauscht hat, und jetzt findet sich keine einzige Frau in dem fünfköpfigen Gremium", sagt Holst.

In staatsnahen Unternehmen herrsche keine andere Kultur als in anderen Betrieben, ergänzt sie. Einen Vorstoß in Richtung mehr Frauen in Spitzenfunktionen machte kürzlich die Deutsche Telekom, die sich selbst eine Frauenquote verordnet, und will bis 2015 30 Prozent Frauenanteil in den oberen und mittleren Führungspositionen erreichen.

Vor dem Hintergrund, dass die Mehrzahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst Frauen sind und es hier seit Jahren eine Gesetzgebung gibt, die die gleichberechtigte Teilhabe in Entscheidungsprozessen sicherstellen soll, sei das besonders bedauerlich. Für Holst steht fest, dass die bisherigen Maßnahmen nichts gebracht hätten. Gesamtwirtschaftlich gesehen liegt der Frauenanteil an Vorstandspositionen in den 200 größten deutschen Unternehmen noch immer bei nur drei Prozent. "Daran hat auch die Wirtschaftskrise nichts geändert", fügt sie an.

In den Aufsichtsräten sei mit gut zehn Prozent die Geschlechterverteilung in diesen Unternehmen zwar etwas besser, aber das liege vor allem an den Vorgaben der Bestellung. Die meisten Frauen, die in einem Aufsichtsrat sind, haben ihr Mandat aufgrund der Mitbestimmungsregelungen der Arbeitnehmervertretungen.

Die österreichische Regierung hat sich im März dieses Jahres zu einer Frauenquote in Aufsichtsräten von staatsnahen Betrieben verpflichtet. Bis 2018 sollen 35 Prozent dieser Sitze Frauen innehaben. Dass das der falsche Ansatz sei, findet Viktoria Kickinger, u. a. Aufsichtsratsvorsitzende in der S&T. Denn für diese Aufgabe brauche es Erfahrung in der operativen Führung. Und Frauen seien in den Vorstandsetagen noch immer unterrepräsentiert.

In dieser Hinsicht optimistisch zeigte sich Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek bei der Präsentation des Fortschrittsberichts zur Frauenförderung im Bundesdienst am Dienstag. Denn in der zweiten Führungsebene sind bereits ein Drittel der Chefs weiblich. "Es mangelt nicht an weiblichen Nachwuchskräften, die in den nächsten Jahren in Toppositionen aufsteigen können", sagt sie. Insgesamt beträgt der Frauenanteil in Sektionsleitungen und vergleichbaren Positionen fast 21 Prozent. (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 30./31.7.2011)