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Das Wrack der Tupolew im Wald bei Smolensk

Foto: epa/NTV

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Tupolew-Modell bei den Oster-Feierlichkeiten Rumia bei Gdynia: das Kaczynski-Gedenken nimmt stellenweise groteske Formen an

Foto: AP/dapd/Jarek Gojke

Warschau - Polen gibt Russland eine Mitschuld am Tod von Präsident Lech Kaczynski, der im April 2010 bei einem Flugzeugabsturz zusammen mit vielen Mitgliedern der polnischen Elite ums Leben gekommen war. Die Befeuerung der Landebahn auf dem Flughafen im russischen Smolensk sei in einem schlechten Zustand gewesen, urteilte eine polnische Untersuchungskommission in einem am Freitag vorgelegten Bericht. Das russische Bodenpersonal habe dem polnischen Piloten zudem beim Landeanflug im dichten Nebel falsche Anweisungen erteilt.

Allerdings nahm die Regierungskommission auch die polnische Seite nicht von Kritik aus. So habe der Pilot für eine Landung unter widrigen Sichtbedingungen keine Ausbildung gehabt. Einzig der Flugzeugführer sei des Russischen mächtig gewesen, so dass er während des Fluges zusätzlich mit dem Bodenpersonal habe kommunizieren müssen. Auch Geräte an Bord der Tupolew TU-154 sei schlecht gewartet gewesen.

Verteidigungsminister tritt zurück

 

Nach Bekanntwerden des Untersuchungsberichtes ist Polens Verteidigungsminister Bogdan Klich am Freitag zurückgetreten. "Er hat gestern seinen Rücktritt angeboten und ich habe ihn heute akzeptiert", sagte Premier Donald Tusk bei einer Pressekonferenz in Warschau. Tusk ernannte den bisherigen Vize-Innenminister Tomasz Siemoniak als Nachfolger von Klich im Verteidigungsministerium.

Keine Beweise für erzwungene Landung

Nach den Ermittlungen der Regierungskommission konnte der von einigen Politikern und Medien erhobene Vorwurf nicht belegt werden, Kaczynski und andere Fluggäste hätten den Piloten gegen seinen Willen zur Landung in Smolensk gezwungen. Zur Verärgerung der Führung in Warschau hatte Russland in seinem im Januar vorgelegten Bericht der polnischen Seite die alleinige Schuld an dem Unglück gegeben, bei dem neben Kaczynski und seiner Frau Maria 94 andere Menschen ums Leben kamen.

Die Delegation aus Warschau war auf dem Weg nach Katyn, wo sie der Ermordung mehrerer Tausend polnischer Offiziere durch den sowjetischen Geheimdienst im April 1940 gedenken wollte. Die Erschütterung über das Unglück führte zu einer kurzzeitigen Annäherung zwischen Russland und Polen, die aber nach dem russischen Abschlussbericht abrupt endete.

Kaczynskis Zwillingsbruder Jaroslaw, der die national-konservative Opposition anführt, warf dem liberal- konservativen Ministerpräsident Donald Tusk vor, gemeinsame Sache mit Russland gemacht zu haben, um die wahren Ursachen des Absturzes zu verschleiern. Tusk wies die Vorwürfe zurück. (red/Reuters)