Kairo - Tausende Ägypter sind am Freitag erneut auf die Straße gegangen, um für eine raschere Umsetzung von Reformen zu demonstrieren. Damit verschärfen sich die Spannungen zwischen der Protestbewegung und dem regierenden Militär weiter. In der Hauptstadt Kairo versammelten sich tausende Menschen auf dem Tahrir-Platz. Zu der Demonstration, die eigentlich erst nach den islamischen Freitagsgebeten beginnen sollte, hatte die Muslimbruderschaft aufgerufen. Insgesamt beteiligen sich mindestens 15 Parteien und Gruppierungen an den neuerlichen Protesten gegen den Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, bei denen die gemeinsamen Ziele der oppositionellen Kräfte in den Vordergrund gestellt werden sollen.

Neben der Bestrafung der Verantwortlichen für den Tod von fast 850 Demonstranten Anfang des Jahres fordern die Teilnehmer der jüngsten Proteste, den Wohlstand besser zu verteilen und nicht länger Zivilisten von Militärtribunalen aburteilen zu lassen. Bei den Massenkundgebungen, die zum Sturz von Staatschef Hosni Mubarak führten, hatte das frühere Regime Polizei, Geheimdienstler und bezahlte Schlägertrupps auf die Demonstranten losgelassen.

Die Militärmachthaber haben ausländische Gruppen für die jüngsten Unruhen mitverantwortlich gemacht. Die Menschen würden ohne ihr Wissen von Ausländern zu unverantwortlichem Verhalten angestiftet, sagte Feldmarschall Tantawi am Mittwoch vor Offizieren. Der britische Außenminister William Hague hatte erklärt, die Entwicklung in Ägypten bereite ihm Sorge. "Die nächsten Monate könnten in Ägypten ziemlich turbulent und schwierig werden", sagte Hague am Donnerstag voraus. (APA/AFP)