Bereits vor 100 Jahren verlor der Elektromotor im Automobil gegenüber dem Verbrennungsmotor.

Foto: Meyers Konversationslexikon

Der niederländische Technikhistoriker Gijs Mom macht sich schon ziemlich lange Gedanken, warum der Elektromotor bereits vor 100 Jahren den technologischen Wettlauf mit dem Verbrennungsmotor im Automobil verlor.

In seinem Aufsatz Das Scheitern des frühen Elektromobils, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Technikgeschichte, fand er schon 1997 eine schlüssige Erklärung dafür, warum eine Technologie, die etabliert ist, nur schwer durch eine neue ersetzt werden kann, auch wenn diese längerfristig viele Vorteile hätte. Mom: "Eine Technologie, die bedroht ist, übernimmt von der alternativen bedrohenden Technologie die Eigenschaften, die sie selbst nicht besitzt, aber die sie nutzen kann, um die Vorteile des Rivalen zu verringern, um so den Übergang zu der neuen besseren Technologie weniger verlockend erscheinen zu lassen."

Einige Gedanken weiter gesponnen: Auch wenn Kernenergie unermessliche Risiken mit sich bringt, mit dem gegenwärtig zugkräftigen Argument CO2-freier Stromherstellung kämpft sie heftig und womöglich noch lange erfolgreich um ihr Überleben und drückt damit alternative Energieformen an den Rand.

Auch dem Verbrennungsmotor gelingt es immer wieder, seine größte Schwäche, den CO2-Ausstoß, in ein besseres Licht zu rücken. Zu Recht schneidet er auch gegenüber dem Elektroauto ziemlich gut ab. Das liegt aber nicht am Elektroauto, sondern am Energiemix bei der Stromproduktion. Das heißt, solange die große Energiepolitik auf fossile Energie fokussiert ist, bleibt auch der Verbrennungsmotor schwer angreifbar. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/29.07.2011)