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Foto: Reuters/Manolis

Als Demetris Christofias im Februar 2008 zum Präsidenten Zyperns gewählt wurde, huschte kurz die Angst vor einem stalinistischen Gespenst durch die angelsächsische Presse. Bis heute ist der 64-Jährige der einzige Präsident eines EU-Landes, der einer kommunistischen Partei vorsteht - inklusive eines Doktortitels in Geschichte von der Moskauer Akademie für Sozialwissenschaften.

"Ich bin nicht der Fidel Castro des Mittelmeeres" , polterte Christofias. Denn bis auf den Hammer im Partei-Emblem ist nicht viel übriggeblieben vom kommunistischen Spirit in der Fortschrittspartei des werktätigen Volkes (Akel). Mit dem Zerfall der Sowjetunion schwenkte sie auf einen pragmatischen Kurs der Sozialdemokratie um.

Umso schwieriger wird es für den "Mann des Volkes" , wie er sich selbst nennt, den drohenden Bankrott des Landes abzuwenden und den Rotstift anzusetzen. Ohne Stellenabbau im öffentlichen Sektor und Einsparungen im Sozialbereich wird ihm dieses Kunststück kaum gelingen.

Das wird seiner sich im Sinkflug befindlichen Popularität noch einen Tritt nach unten geben: Galt Christofias bisher als der beliebteste Politiker auf der Insel, fordern seit der Explosion auf einer Marinebasis viele wütende Zyprioten seinen Rücktritt. Bürokratische Schlamperei soll dazu geführt haben, dass die falsch gelagerte Munition im Juli detonierte, 13 Menschen tötete und das wichtigste Kraftwerk Zyperns lahmlegte.

Von seinem Vater, dem Mitbegründer des Gewerkschaftsverbandes, inspiriert, trat Christofias bereits mit 14 bei Akel ein und machte rasch Karriere. 1988 übernahm er das Amt des Generalsekretärs, 2001 wurde er Akels erster Parlamentspräsident.

Er verbündete sich zwei Jahre später mit dem erzkonservativen Präsidenten Tassos Papadopoulos und schwor die eigene Partei auf dessen strikt ablehnende Haltung zum Uno-Wiedervereinigungsplan ein. 2007 vollzog Christofias die Kehrtwende: Er trat aus der Koalition aus und verkündete seine eigene Kandidatur. Nach seinem Wahlsieg versprach er, die Einigung in der Zypern-Frage zu seiner obersten Priorität zu machen, obwohl seine eigene Familie ursprünglich aus dem vom türkischen Militär kontrollierten Norden vertrieben worden war.

Der leidenschaftliche Fußballfan, der seit 2002 mit einer Spenderniere seiner Schwester lebt, hat mit seiner Frau Elsie drei Kinder. (Julia Herrnböck/DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2011)