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Kämpft jetzt auf allen Seiten: Zyperns Präsident Demetris Christofias.

Foto: APA/EPA/Fahy

Nikosia/Istanbul - Zwei Stunden am Tag fällt der Strom aus, und wenn es besonders heiß wird wie am Donnerstag, dann gehen Computer und Klimaanlagen eben zweimal am Tag aus. "Bei einem normalen Arbeitstag von acht Stunden sind das mindestens 25 Prozent Produktionsausfall" , stellt Christophoros Christophorou schlicht fest, ein Professor an der Universität von Nikosia.

Das ist aber ziemlich das Letzte, was sich Zypern jetzt leisten kann. Moody's hat das EU-Mitgliedsland gerade heruntergestuft. "Es war erwartet worden, unterstreicht aber unsere Wirtschaftsprobleme, die durch den Kraftwerksausfall nur ernster geworden sind" , sagt der Politologe Chistophorou. Auf zwei Milliarden Euro werden mittlerweile die Kosten für den Wiederaufbau des Kraftwerks geschätzt.

Die politischen Folgen der Explosion in einem Munitionsdepot vor zwei Wochen, die das wichtigste Kraftwerk der Insel zerstört hat, versuchte Zyperns Präsident Demetris Christofias am Donnerstag zu meistern. Seine Koalition mit den Liberalen der Demokratischen Partei (Diko) war am Vortag zerbrochen. Christofias, ein Kommunist, kündigte eine neue Regierung mit breiterer politischer Basis an. Zurücktreten werde er nicht, sagte der 64-Jährige, "natürlich nicht" ; sein Mandat läuft 2013 aus, und eigentlich will er wiedergewählt werden.

Die Forderungen der Demokratischen Partei sind vage. Eine Regierung mit Ministern, die "größere Glaubwürdigkeit und breitere Akzeptanz in der Bevölkerung" haben, verlangte die Diko-Partei vor wenigen Tagen neben anderem in einem Fünf-Punkte-Katalog. Eine Woche nach der Explosion in einer Basis der zypriotischen Marine reichte Außenminister Marcos Kyprianou von Diko seinen Rücktritt ein, blieb aber vorerst im Kabinett.

Die Koalition lief ohnehin nicht mehr rund. Bei den Parlamentswahlen im vergangenen Mai verlor die Demokratische Partei an Stimmen. Ihr Bündnis mit Christofias' Kommunisten stützte sich vor allem auf die Postenvergabe:Diko-Chef Marios Garoyian wurde Parlamentspräsident. Das scheiterte jedoch nach der jüngsten Wahl. Stattdessen gelangte der Chef der kleinen sozialdemokratischen Partei Edek, Yannakis Omirou, auf den Sessel. Er bot Christofias nun die Mitarbeit in der Regierung an. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2011)