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Wien/Frankfurt - Volle Flugzeuge, kaum Gewinn bei der Lufthansa. Der Mutterkonzern der AUA (Austrian Airlines) hat es trotz Rekord-Passagierzahlen im ersten Halbjahr 2011 nur knapp in die schwarzen Zahlen geschafft. Der Nettoverlust hat sich aber verdoppelt. Die Erdbebenkatastrophe in Japan, die Unruhen in Nordafrika und die hohen Kerosinpreise machten alle Kalkulationen zunichte. Um die Aktionäre bei der Stange zu halten, winkt die deutsche Airline nun mit einer Dividende. An der Frankfurter Börse zog das nicht - das Papier stürzte am Donnerstag zeitweise um mehr als 5 Prozent ab. Einer der Verlustbringer ist die österreichische Tochter AUA.

Allein Nahost/Japan dürften die Lufthansa heuer mit 200 Mio. Euro belasten. Davon dürften 40 Mio. Euro von der AUA stammen, bei der nun wieder völlig offen ist, ob sie es heuer erstmals wieder aus den roten Zahlen schafft. Die AUA-Vorstände Andreas Bierwirth und Peter Malanik sprachen heute von rund 100 Millionen Euro, die 2011 an neuen Belastungen und Ertragsausfällen anfallen dürften. Neben den Ausfällen in den Krisenregionen sind es der Kerosinpreissprung, der Dollarkurs und die österreichische Flugsteuer in jeweils zweistelliger Millionenhöhe.

AUA bleibt rot

Mit derart massiven Problemen, wie sie im heurigen ersten Halbjahr auftraten, "wäre die AUA vor einigen Jahren völlig am Ende gewesen", gab Malanik in Wien zu bedenken. "Wir werden versuchen, es trotzdem noch hinzukriegen", sagte er mit Blick auf das Ergebnisziel. "Wir arbeiten hart daran, noch heuer die schwarze Null zu erreichen. Wenn nicht heuer, dann nächstes Jahr". Wird das Ergebnisziel verfehlt, bleibt allerdings Geld für Wachstumsfinanzierungen vom "Kranich" aus. Die AUA muss sich also sehr anstrengen, um den im ersten Halbjahr angefallen Betriebsverlust von mehr als 63 Mio. Euro in der zweiten Jahreshälfte wegzubringen.

Drei Töchter der Lufthansa - neben AUA noch bmi und Germanwings - schrieben bis Juni weiter rote Zahlen. Die schweizerische Tochter Swiss hingegen verdoppelte den operativen Gewinn auf 104 Mio. Euro. 120 Millionen Verlust steuerte die britische bmi zur Lufthansa-Bilanz bei. Der Konzern dementierte heute Gerüchte über einen Abgang des bmi-Chefs. Germanwings kam auf 46 Mio. Euro Halbjahresverlust.

Bis Juni 2011 flog die Lufthansa 3 Mio. Euro operativen Gewinn ein. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 171 Millionen Euro angefallen - allerdings hatte damals die Aschewolke den Flugverkehr tagelang gelähmt, zudem streikten die Piloten. Ein Jahr später sind es andere Belastungen, die die Geschäfte verhageln. "Wir hatten eigentlich mit einem normalen Quartal gerechnet, aber das ist nicht eingetreten", sagte Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow. Er kündigte einen schärferen Restrukturierungskurs an. Bei der AUA wurde auf das laufende Sparpaket schon im März einiges draufgesetzt, darunter einen neuerlichen Aufnahmestopp.

Unter dem Strich wies die Passagiersparte des Lufthansa-Konzerns einen Verlust von 239 Millionen Euro aus. Ein Jahr zuvor hatte der Geschäftsbereich infolge der Flugausfälle nach dem Vulkanausbruch in Island mit 342 Millionen Euro in den roten Zahlen gesteckt. Teuer zu stehen kommt den Konzern auch der Spritpreisanstieg: So stiegen die Ausgaben für Kerosin allein im ersten Halbjahr um ein Viertel auf 3 Mrd. Euro.

Sparprogramm

Die Konzernzentrale der Lufthansa steuert gleich mit einem Bündel von Maßnahmen gegen. Am wichtigsten ist das bereits angekündigte Sparprogramm, mit dem die Kosten um 350 Mio. Euro gedrückt werden sollen. Vor allem bei den kriselnden Töchtern AUA und der BMI, die ganz besonders viele Verbindungen nach Tunesien und Ägypten anbietet, sei noch viel zu tun, erläuterte der Manager. Zudem werde der Flugplan für den Konzern kommenden Winter ausgedünnt. Die Kapazitäten werden nur noch um 6 statt um 12 Prozent steigen.

Erfolge des Sparprogramms "Climb 2011" seien unter anderem im Europageschäft zu erkennen, das voraussichtlich 2013 profitabel werde, hieß es in Frankfurt. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa auf ihrem Heimatkontinent jährlich dreistellige Millionenverluste eingeflogen, setzt nun aber größere und effektiver bestuhlte Flieger ein. Bis 2016 wird sie 190 neue Jets in Betrieb nehmen.

Trotz der Unwägbarkeiten hält der Vorstand des 120.000 Mitarbeiter zählenden Lufthansa-Konzerns an seiner Prognose für dieses Jahr fest: Der operative Gewinn soll die im Vorjahr erzielten 876 Mio. Euro toppen. Damit sei auch dieses Jahr wieder ein Dividende möglich, kündigte Gemkow an. Für 2010 wurden 60 Cent je Titel ausgeschüttet. (APA)