Es gibt kaum noch günstige Wohnungen. Salzburger weichen bereits nach Deutschland aus.

Wien – Wer heute in den Ballungszentren, allen voran Wien, Salzburg und Innsbruck (die auch als Universitätsstädte enormen Zuzug haben), eine kostengünstige und qualitativ ansprechende Wohnung sucht, tut sich schwer. Die Neubauwohnungen im mehrgeschoßigen Wohnbau gingen in den letzten Jahren spürbar zurück, weil die Wohnbauförderung von den Ländern großteils anderweitig verwendet wurde. Und der klassische günstige Altbaubestand schrumpft: Wohnungen wurden saniert und zusammengelegt und unterliegen seitdem nicht mehr dem gesetzlichen Mietzins; oder sie wurden im Eigentum abverkauft.

Vormerkungen rasant gestiegen

Allein in Wien sind beim städtischen Wohnservice Wien derzeit 40.000 für eine geförderte Wohnung angemeldet. Und das sind "aktive Wohnungssuchende und keine Karteileichen", wie Claudia Nekvasil-Kelnhofer vom Wohnservice Wien dem STANDARD bestätigt. Es ist die höchste Zahl seit der Gründung des Wohnservices Wien vor zehn Jahren.

Klaus Lugger, Chef der neuen Heimat Tirol, bezifferte die Wohnungssuchenden in Innsbruck mit "stabil bleibenden 2000 Wohnungssuchenden". Der geförderte Neubau kostet bis zu acht Euro/m², das entspricht in etwa 30 Prozent unter dem üblichen Marktdurchschnitt in Innsbruck.

Christian Struber, Chef von Salzburg Wohnbau, spricht von 4200 Vormerkungen in der Stadt Salzburg (vor zehn Jahren waren es noch 2500), bei Preisen von 8,50 Euro/m² für geförderte Mietwohnungen und jenseits der zehn Euro/m² am freien Markt. "Die Leute weichen bereits nach Deutschland aus, in die Grenzregionen Freilassing oder Bad Reichenhall, weil die Mieten dort billiger sind", sagt Struber.

Die Baubewilligungen für Neubauten liegen derzeit österreichweit bei 35.000. Vor einigen Jahren waren es noch 48.000.

Kein Leerstand

Die Preise für halbwegs annehmbare Mietwohnungen (nicht gefördert) liegen in den Ballungszentren bei zehn bis zwölf Euro/m² und mehr. In der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft sind es quer über den Bestand knapp unter fünf Euro/m².

Sozialwohnungen im Neubau, so welche gebaut wurden, kosten in Wien etwa sechs Euro/m². Der strategische Wohnungsleerstand in Wien (damit jeder, der eine Wohnung sucht, auch eine bekommt), der vor einigen Jahren in Wien noch massiv kritisiert wurde, ist dahin.

Raue Sitten

Da kann es schon vorkommen, dass die Sitten der Vermieter rauer werden: Wohnungssuchende am freien Markt berichten von Vermietern, die Einlass in die aktuelle Wohnung fordern, mit dem Argument, nur so beurteilen zu können, ob der Mieter für einen infrage kommt.

Die Wohnungsknappheit in den Universitätsstädten beschert auch den Studentenheimen regen Zustrom. Die gemeinnützige Studentenwohnheimgesellschaft Stuwo eröffnet im Oktober ihr siebentes Haus in der Wiener Donaufelderstraße. Die 329 Plätze (knapp 100 an Österreicher, 60 an Deutsche, der Rest aus anderen Ländern) sind vergeben, bei Preisen von knapp 370 Euro pro Zimmer in einem Zweier-Appartement. Wäre das Heim nicht gefördert, käme ein Heimplatz auf monatlich rund 500 Euro, sagte Stuwo-Chef Walter Tancsits. Auch die Stuwo verlangt eine "Selbstauskunft", was die Einkommenssituation anbelangt. Das sei notwendig, weil bei Überfüllung die soziale Bedürftigkeit Vorrang habe, argumentiert Tancsits. Bei der Stuwo beziehe ein Drittel der Bewohner Studienbeihilfe. Österreichweit sind es 20 Prozent.

Auslandsnachfrage

Studentenheime sind vor allem für die immer größer werdende Zahl von ausländischen Studenten attraktiv, die am heimischen Wohnungsmarkt sonst nicht unterkämen. Wie überhaupt die Mär, dass die Eltern oder Großeltern dem Nachwuchs Geld für die Studentenwohnung in Wien in die Hand drücken, nicht stimme, sagen Involvierte. Die Einkommens- und Familiensituation (mit Kindern aus der Erst-, Zweit- und Drittbeziehung) lasse das einfach nicht mehr zu. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.7.2011)