Nordkorea. Das sind Massenveranstaltungen zur Huldigung von Staatsführer Kim Jong Il, eine militarisierte Bevölkerung und die Pflege einer ultraorthodoxen Auslegung des Kommunismus, der einzig gültigen Staatsreligion. Viel mehr dringt nicht die über die Grenzen der abgeschotteten asiatischen Volksrepublik. Wie ein fremder Planet wirkt dieses verrätselte Land für Außenstehende. Unverdrossen oszilliert die Politik der selbst ernannten Atommacht zwischen militärischem Säbelrasseln und Hilfsgesuchen an die internationale Staatengemeinschaft.

Ein schillernd inszenierter Führerkult kaschiert die teils katastrophalen Versorgungsmängel. Über das Leben, den Alltag der Bevölkerung dringen nur selten Bilder oder Informationen nach außen. Im März und April dieses Jahres besuchte der AP-Fotograf David Guttenfelder das Land. Vor kurzem wurden die Bilder des US-Amerikaners, dessen Arbeiten bislang mit dem Pulitzerpreis und 2009 mit einem World Press Photo Award ausgezeichnet wurden, von Associated Press veröffentlicht. Erstmals konnte sich Guttenfelder, der bei seinen vergangenen Nordkorea-Reisen stets von einem Regierungsbeamten "begleitet" wurde, relativ frei im Land bewegen. Seine Aufnahmen fügen dem Bild von Nordkorea neue, bislang wenig bekannte Facetten hinzu.

Obwohl die Internet-Nutzung von harten Restriktionen eingeschränkt wird, setzt Pjöngjang seit Jahren auf die digitale Revolution. "Die drei größten Dummheiten des 21. Jahrhunderts", beschied der große Führer Kim Jong-Il seinem Volk, seien "zu rauchen, Musik nicht zu lieben und einen Computer nicht bedienen zu können." Von der fortschrittlichen Einstellung profitieren nicht zuletzt diese Schüler in einem Volksbildungshaus in Pjöngjang.

In der Bibliothek des Volksbildungshauses wird im Schatten diverser Propagandabilder gebüffelt.

Für die Musikliebhaber gibt es in der Bibliothek eigene Hörstationen.

Bereits 1990 richtete Nordkorea einen großen IT-Hub ein, der vom staatlichen Korea Computer Center betrieben wird. Seitdem wird vor allem für asiatische Länder Software entwickelt. Vor wenigen Monaten wurde gar eine eigene PC-Fabrik eröffnet. Dementsprechend modern ist auch die Bibliothek der Kim il Sung-Universität ausgestattet. Der rote Sticker am Bildschirm erinnert den Studenten übrigens daran, dass der Computer ein Geschenk von Kim Jong Il ist.

Die Rekreation kommt nicht zu kurz: In der Badelandschaft der Kim il Sung-Universität können sich die Studierenden entspannen.

Mehr Lerneifer zeigt hingegen diese Musikschülerin in der Changgwang-Grundschule in Pjöngjang.

Die Hauptstadt des Landes ist mit einem U-Bahn-System erschlossen. Ein beliebtes Verkehrsmittel, wie man sieht.

Der Individualverkehr ist in dem kommunistischen Land eher unterentwickelt.

Wenig Verkehr auch auf der Außenringautobahn von Pjöngjang. Ein eigenes Automobil ist ein unbezahlbares Luxusgut. Das durchschnittliche Jahreseinkommen beträgt pro Kopf gerade einmal 776 Euro. Beim verhassten Bruder Südkorea liegt der dementsprechende Wert bei über 13.000 Euro.

Wer dennoch zu Geld kommt, greift dankbar auf verheißungsvolle Ware vom Klassenfeind zurück.

Am Land sind die Transportmittel meist frugaler. Drei Reisende auf einer Draisine in der Provonz Nampho.

Landwirtschaftliche Impression.

Eine Händlerin bietet am Straßenrand ihre Speisen feil.

Während des Aufenthalts des AP-Fotografen hoben die Geburtstagsfeiern von Staatsgründer Kim il Sung an. Am 15. April wird jedes Jahr im ganzen Land der "Tag der Sonne" zelebriert.

Im Mittelpunkt: Jener mittlerweile verstorbener Machthaber, welcher der Welt im Jahr 1948 die Volksrepublik Korea schenkte.

Am Festtag wird abseits der großen Stadion-Veranstaltungen auch in den Parks von Pjöngjang getanzt.

Mütter putzen sich und ihre Kinder heraus.

Ein Bub trägt Ausgehuniform. Die Mutti ist stolz, die Musikerin einer Marschkapelle ebenso.

Auch in den Musiksälen von Pjöngjang wird zu Ehren des Staatsgründers aufgespielt.

Klassische Musik steht ebenfalls am Programm. Hier harrt das Publikum in einer Konzerthalle der Hauptstadt dem Auftritt eines Orchesters.

Auch in diesem Hotel-Restaurant macht sich das Personal für eine abendliche Feier bereit.

Ansonsten prägen Soldaten das Bild von Pjöngjang. Nordkorea ist eines von fünf Ländern der Welt, das ständig über eine Million Soldaten in Bereitschaft hält. Vor kurzem erst hat das Land angekündigt, ein großes Militärmanöver im Gelben Meer durchzuführen. (ssc, derStandard.at, Fotos: AP/David Guttenfelder, 27.7.2011)