Bild nicht mehr verfügbar.

Bild: Rückseite der zypriotischen 10-, 20- und 50-Cent-Münzen.

Foto: AP/Karadjias

Nikosia - Das verheerende Explosionsunglück auf einem Marinestützpunkt in Zypern droht den Inselstaat als viertes Euro-Land in eine Schuldenkrise zu stürzen. Die Ratingagentur Moody's stufte am Mittwoch die Kreditwürdigkeit des Landes herunter auf die Note "Baa1", die nur noch drei Stufen über dem Ramsch-Status für Anleihen liegt. Die Agentur begründete dies mit der Energienot, die nach der Explosion der Wirtschaft des Landes schadet, und mit der engen Verflechtung der zypriotischen Finanzbranche mit dem angeschlagenen griechischen Bankensektor. Die angespannte Lage nach dem Unglück könne die Regierung in Nikosia vom Reform- und Sparpfad abbringen, erklärte Moody's.

Die Mitte-Links-Regierung habe noch keine Lösung dafür gefunden, wie der Stromausfall des bei der Explosion beschädigten größten Kraftwerks ausgeglichen werden könne, sagte Moody's-Analystin Sarah Carlson. "Das wird die Regierung dabei bremsen, die strukturellen Maßnahmen zur Verbesserung der mittelfristigen Tragfähigkeit der Staatsfinanzen zu ergreifen." Die Regierung hatte Anfang Juli angekündigt, Ausgaben im öffentlichen Dienst zu kürzen und staatliche Organisationen zu schließen. Die Gewerkschaften begehren gegen das Programm der Minderheitsregierung auf. Nach Einschätzung von Volkswirten können sich die Folgekosten der Explosion auf eine Milliarde Euro summieren - eine erhebliche Belastung für den Inselstaat mit seiner Wirtschaftsleistung von gut 17 Mrd. Euro.

Ausblick negativ

Vor zwei Wochen war im Hafen von Limassol bei sengender Hitze ein Depot mit fast 100 Containern beschlagnahmter Munition aus dem Iran explodiert. Das nur wenige hundert Meter entfernte Kraftwerk Vassilikos wurde dabei schwer beschädigt, sodass der Strom für große Teile der Insel nun zeitweise abgestellt werden muss.

Moody's kündigte zudem an, die Kreditwürdigkeit weiter herabzustufen, wenn das Land seinen Bankensektor mit erheblichen Mitteln stützen müsste. Die zypriotischen Geldhäuser halten bis zu 5 Mrd. Euro an griechischen Staatsanleihen. Gerade haben die Euro-Staaten ein neues Hilfspaket für Griechenland beschlossen, an dem sich die Banken über Laufzeitenverlängerungen oder Anleiheverkäufe zu hohen Preisabschlägen beteiligen müssen. Auf einen Teil der Staatspapiere müssen die Banken eine Abschreibung von gut 20 Prozent vornehmen.

Schuldenspirale droht

Die anderen beiden führenden Ratingagenturen Fitch und Standard and Poor's stufen Zypern derzeit noch besser als Moody's ein mit der Note "A-". Senken auch sie noch den Daumen, steigen die Zinsen, die der Staat auf seine Anleihen zahlen muss, immer weiter. Der Notenbankchef des Landes, Athanasios Orphanides, schlug vergangene Woche bereits Alarm. Zypern brauche nach der Katastrophe wahrscheinlich Finanzhilfe aus der Euro-Zone.

EU-Kommission lehnt Stellungnahme ab

Von der EU-Kommission gab es am Mittwoch dazu keine Stellungnahme. Eine Sprecherin bekräftigte, dass die Brüsseler Behörde nicht "tägliche Ankündigungen einzelner Ratingagenturen" bewerte.  (APA/red)