Arthrose oder Arthritis, Mikrofrakturen oder post-operative Komplikationen? „Die Ursachen für Handschmerzen sind vielfältig, die genaue Diagnose ist daher oft schwer zu stellen", sagt Michael Bernateck, Oberarzt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Mit einem neuartigen Hand-Scanner ist es jetzt möglich, weitere diagnostische Lücken zur Differenzierung von Handschmerz-Syndromen zu schließen. Der sogenannte Rheuma-Scan ist seit wenigen Wochen in der Interdisziplinären Schmerzambulanz der MHH-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin im Einsatz - und wird damit deutschlandweit erstmals in einem interdisziplinären Zentrum mit weiteren MHH-Kliniken genutzt - wie unter anderem mit der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, der Klinik für Immunologie und Rheumatologie sowie mit der Klinik für Rehabilitationsmedizin.

Farbstoff macht Veränderungen sichtbar

Der Rheuma-Scan zeigt innerhalb weniger Minuten, wie aktiv eine Entzündung gerade zu diesem Zeitpunkt ist. Dabei spritzt der Arzt dem Patienten einen Farbstoff in geringer Dosis in die Armvene. Die Substanz wird sehr schnell über die Leber wieder ausgeschieden, kann aber in dieser Zeit mit Hilfe von speziellem Licht und einer hochempfindlichen Kamera nachgewiesen werden. Der Farbstoff macht Veränderungen in der Mikrozirkulation sofort sichtbar. Damit können unter anderem entzündliche Prozesse in den verschiedenen Gewebeschichten der Hand abgebildet werden. An Orten, an denen sich der Farbstoff anreichert, die Durchblutung also besonders stark ist, ist die Entzündung besonders aktiv.

„Auf diese Weisen können wir, nach vorheriger genauer körperlicher Untersuchung, ¬in knapp 20 Minuten eine differenziertere Diagnose stellen: Liegt eine Fingergelenksarthrose, eine frühe Arthritis oder eine Einblutung vor? Besteht ein Komplexes Regionales Schmerzsyndrom ? Oder ist womöglich eine Fraktur noch nicht richtig verheilt?", erklärt der Oberarzt. Die Untersuchung mit dem neuartigen Fluoreszenz-Kamera-System ist nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden. Das Gerät ist in der Interdisziplinären Schmerzambulanz der MHH stationiert. „Wir bieten damit Differentialdiagnostik und Therapie aus einer Hand", betont Gabriele Huwald, Praxismanagerin der Interdisziplinären Schmerzambulanz.

Therapieoptimierung und Verlaufskontrolle

Einer der ersten Patienten an der MHH, die von dem Gerät profitieren, ist Wolfgang Kuhnke aus Mellendorf. Ende April 2011 hatte sich der Rentner mit einer Kreissäge die linke Hand verletzt. Im Zuge des Heilungsprozesses trat als Komplikation im Juni ein Komplexes Regionales Schmerzsyndrom (CRPS, auch als Morbus Sudeck bekannt) in der betroffenen Hand auf. „In der Therapie des CRPS nutzen wir den Scanner auch zur Therapieoptimierung und Erfolgskontrolle", erläutert Dr. Bernateck. Wolfgang Kuhnke ist mit dem Rheuma-Scan zufrieden. „Man muss zwar die Hände ein paar Minuten still halten", sagt er, „aber wenn dann hinterher die Behandlung angepasst werden kann und man weniger Medikamente nehmen muss, ist das schon gut." (red)