Leipzig/London - "Super Cooperators" heißt das neue Buch des in Harvard tätigen Biomathematikers Martin Nowak. Darin zeigt der gebürtige Österreicher gemeinsam mit seinem Co-Autor -Roger Highfield, wie bedeutend Kooperation in evolutionären Prozessen der Natur, insbesondere aber für den Menschen ist. "Wir brauchen einander, um Erfolg zu haben", heißt es im Untertitel dieser Studie über Altruismus und Evolution mehr oder weniger provokant .
Dass Vertreter der Gattung Homo sapiens im Vergleich zu anderen Menschenaffen sehr viel aktiver kooperieren und teilen, ist wissenschaftlich längst er- und bewiesen. Klar ist auch, dass wir dabei im Normalfall von sozialen Normen wie Gerechtigkeit und Gleichheit angeleitet werden. Unklar ist hingegen, wie es zu diesem kooperativen und gerechten Verhalten kommt, sprich: wie viel davon angeboren ist und wie viel davon gelernt wird, indem etwa Kindern in den ersten Schuljahren bestimmte Prinzipien des gerechten Teilens vermittelt werden.
Eher für die erste These - also dass uns das gerechte Teilen quasi evolutionär eingeschrieben ist - sprechen Untersuchungsergebnisse von Psychologen um Katharina Hamann vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Sie berichten nämlich in der neuesten Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature", dass bereits dreijährige Menschenkinder einem beteiligten Kind eher etwas von ihren Spielsachen abgeben, wenn dieses ihnen zuvor beim Ergattern derselben geholfen hat. War das andere Kind hingegen kein Kooperationspartner, dann gab es auch keine Belohnung.
Die Forscher folgern aus diesen Experimenten, dass Vertreter der Gattung Homo sapiens schon im Alter von drei Jahren ein gutes Gespür für Gerechtigkeit haben. Und dieser Gerechtigkeitssinn würde in den folgenden Jahren - auch durch Lernprozesse - noch weiter zunehmen.
Unsere nächsten lebenden Verwandten hingegen, die Schimpansen, scheinen dieses Gespür nicht zu kennen. Zwar machen Schimpansen manchmal in Gruppen gemeinsame Jagd auf andere Affen. Ihre Beute teilen sie anschließend aber nicht friedlich untereinander auf, sondern werden durch aggressive Artgenossen quasi dazu genötigt.
Dies deute darauf hin, dass das Verhalten ein Erbe unserer Vorfahren ist, die gelernt hatten, nach der gemeinsamen Nahrungssuche ihre Beute untereinander gerecht zu teilen, so die Forscher. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 21. 7. 2011)