Nur eine kleine Stufe. Doch für Rollstuhlfahrer ein großes Hindernis. Mit Mitstreiterinnen informiert Raul Krauthausen auf Wheelmap.org über Barrieren vor Geschäften.

Foto: Sozialhelden

Wien/Berlin - Die Welt ist voller Hindernisse. Zum Beispiel für Menschen mit Kinderwägen, mit Gehbehinderungen und besonders für Rollstuhlfahrer. Eine Stufe, schmale Tür oder fehlende Behindertentoilette in Restaurants oder Geschäften sperrt sie von der Teilhabe am Alltagsleben aus. Die Online-Karte Wheelmap ist für sie virtueller Wegweiser zu Orten, wo auch Mensch mit Handicaps nicht vor der Tür bleiben müssen.

Initiiert wurde die Webplattform von den Berliner Sozialhelden, einem Verein, "der schon einige Erfahrung darin gesammelt hat, wie man ohne Geld, Zeit, Ahnung viel Gutes tun und Spaß haben kann", scherzt ihr Gründer Raul Krauthausen im Gespräch mit dem STANDARD.

Die Idee zur Wheelmap-Karte entwickelte sich daraus, dass der 31-Jährige sich mit Freunden immer im selben Café traf, da er kein anderes kannte, das für ihn einfach zugänglich war. Krauthausen hat Glasknochen, ein Rollstuhl ist sein Vehikel, das für ihn mehr als nur Bewegungsfreiheit bedeutet.

Zwar gibt es auch bereits Karten, auf denen Hinweise für Behinderte vermerkt sind. "Wir aber wollten keine Karte aus Sicht von Behindertenbeauftragten, sondern eine Orientierungshilfe aus der Sicht der Betroffenen bieten", erzählt Krauthausen. September 2010 wurde gestartet, mittlerweile sind weltweit mehr als 64.000 Orte aufgelistet. 100 neue Orte kommen jeden Tag neu hinzu. Darunter auch in Österreich, wo Wheelmap in Kontakt mit der Behindertenberatungsstelle Bizeps steht. Anerkennung zollt Krauthausen in diesem Zusammenhang auch Teilnehmern des Studiengangs Ergotherapie der FH Kärnten. Sie untersuchen gerade Örtlichkeiten in Klagenfurt auf Behindertentauglichkeit und speisen die Daten in Wheelmap ein.

Ob ein Kino, Supermarkt, Gasthaus oder Bankomat für Rollstuhlfahrer geeignet ist, kann sowohl am PC als auch über eine App am iPhone erfasst und eingesehen werden. Für Google-Android-Handys wird derzeit eine Smartphone-Anwendung entwickelt. Der Grad der Barrierefreiheit eines Orts wird mit den Farben Rot, Orange und Grün signalisiert. Hinzugefügt werden können auch Details wie "Hintereingang nutzen" oder "Nach Rampe fragen".

Den Sozialhelden fehlt es nicht an Energie und guten Einfällen, doch mangelt es wie bei allen Sozialprojekten an Geld. Bisher finanzierten sie sich von Preisgeldern für ihre Projekte. Ein Stipendium von Ashoka, einem Verein zur Förderung von Sozialunternehmertum, ermöglicht es Krauthausen, sich voll auf sein soziales Engagement und insbesondere auf Wheelmap.org zu konzentrieren.

"Wir wollen mit unserer Arbeit nicht nur Behinderte aus der Mitleidsecke herausholen", sagt Krauthausen. "Bedingt durch den demografischen Wandel ist davon auszugehen, dass immer mehr Leute mit Rollstühlen oder Ähnlichem unterwegs sein werden." (Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe, 20. Juli 2011)