In Bad Ischl macht der technische Fortschritt nicht einmal vor dem Kaiser halt ...

Foto: Hofer

Nein, gelb ist es nicht, das U-Boot, mit dem Kaiser Franz Joseph in Gernot Kranners Inszenierung des Weißen Rössl von Ralph Benatzky für das Lehár-Festival Bad Ischl in St. Wolfgang eintrifft - aber immerhin. Sein Sinn für Neuerungen trifft sich jedoch nicht mit seinem Weltbild, gibt er doch der Rössl-Wirtin den schmalztriefenden Rat, sich hübsch zu bescheiden, sprich: Ihr Auge nicht auf den Rechtsanwalt Dr. Siedler aus Berlin zu werfen, sondern auf ihren Zahlkellner Leopold.

50 Jahre zählt das Operettenfestival heuer und ist damit ein Jahr jünger als die Verfilmung durch Werner Jacobs, mit Waltraud Haas und Peter Alexander in den Hauptrollen. Eine nette Idee also, Haas als Festrednerin zu gewinnen. Moderne technische Accessoires peppten auch damals schon das Weiße Rössl auf: Der "schöne Sigismund" etwa landete mit dem Hubschrauber. Und Haas hatte ein Problem: Sie musste für die Rolle fünf Kilo zunehmen!

Für einen Hubschrauber reichte hier zwar das Budget nicht, aber dank Sponsorings (und mehrfachen Product-Placements) hat Sigismund mit dem Segway seinen Auftritt. Gemimt wird er von Christoph Wagner-Trenkwitz, der sich in ein eher unkleidsames Trikot zwängen und eine Plastik-Tonsur auf sein Haupthaar kleben muss, die nicht so recht als Glatze durchgehen will. Aber macht nichts, auch Caroline Vasicek als Klärchen kriegt das Lispeln nicht so richtig hin.

Zur Besetzung: Ulrike Beimpold ist eine beachtliche Rösslwirtin, Boris Pfeifer ein Leopold, der seine Chefin an Resolutheit übertrifft. Sängerisch überzeugen Reinhard Alessandri als Rechtsanwalt Siedler und Romana Noack als Ottilie. Und Ernst-Dieter Suttheimer poltert als Fabrikant Giesecke, dass es nur so seine Art hat. In der Sprechrolle des Piccolo-Kellners Gustl ist Thomas Zisterer eine Klasse für sich. Herwig Libowitzky hat ein Bühnenbild aus bemalten Wänden geschaffen, mit Salzkammergut-Motiven. Und die Tanzszenen, für eine Revueoperette besonders wichtig, gipfeln in einem Striptease im Kuhstall. (kivi/DER STANDARD, Printausgabe, 20. 7. 2011)