Wien - Nachdem der 31-jährige Serbe Nikola B. gezeigt hat, wie einfach es ist, als Häftling aus der Justizanstalt Wien-Josefstadt zu spazieren, sollen nun die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. Mit Überprüfung der Fingerabdrücke - bei Einlieferung und bei Entlassung - soll künftig die Identität festgestellt werden.

Wie berichtet, hatte B. am Tag der Entlassung seines Zellengenossen dessen Papiere vorgezeigt und war damit durch-, sprich: in die Freiheit - gekommen. Und zwar noch bevor ihm der Prozess wegen organisierter Einbruchskriminalität gemacht werden konnte. Seine mutmaßlichen Komplizen wurden am Dienstag (nicht rechtskräftig) zu Haftstrafen verurteilt. Nikola B. dürfte sich gleich nach der Flucht Ende Juni in seine Heimat abgesetzt haben. Dem Zellengenossen konnte nicht nachgewiesen werden, dass er seine Papiere wissentlich weitergegeben hat, also blieb er unbehelligt.

Laut einer Sprecherin der Justizanstalt war an dem Tag der peinlichen Panne ein Justizwachebeamter für die Abholung der Freizulassenden eingeteilt, der die Häftlinge nicht kannte. Bei der allerletzten Station wurde übersehen, dass das Passfoto im falschen Ausweis keine Ähnlichkeit mit Nikola B. hatte. Zudem herrscht im größten Gefängnis Österreichs, in dem jährlich 7000 Personen untergebracht werden, ein reges Kommen und (erlaubtes) Gehen. Disziplinarrechtliche Schritte werden noch geprüft. (simo/DER STANDARD, Printausgabe, 20. Juli 2011)