Paris - Wiederholte Gehirnerschütterungen steigern möglicherweise das Risiko für Demenz-Erkrankungen. Darauf weisen zwei Studien von US-Wissenschaftern hin, die bei einer internationalen Alzheimer-Konferenz in Paris vorgestellt wurden. Für die erste Studie haben Forscher der Universität von San Francisco in Kalifornien sieben Jahre lang die Krankheitsakten von 281.540 Veteranen ab 55 Jahren ausgewertet, bei denen zu Beginn der Untersuchung keine Demenz diagnostiziert wurde.
Im Laufe der Untersuchung erkrankten von den Veteranen, die Gehirnerschütterungen erlitten hatten, mehr als 15 Prozent an Altersdemenz. Dagegen wurde diese Krankheit nur bei knapp sieben Prozent der Veteranen ohne vorhergegangene Gehirnerschütterungen diagnostiziert. "Diese Zahlen lassen den Schluss zu, dass Gehirnerschütterungen das Demenz-Risiko erhöhen", erläuterte die Leiterin der Forschungsgruppe, Kristine Yaffe.
Deutlich über der Quote von Normalbevölkerung
Gehirnerschütterungen seien eine der häufigsten Verletzungen von Soldaten, die etwa im Irak oder in Afghanistan eingesetzt würden, sagte Yaffe. Den Forschern zufolge wurden bei der Obduktion verstorbener Veteranen mit Gehirnerschütterungen Mutationen in sogenannten Amyloid-Vorläuferproteinen entdeckt. Solche Mutationen gelten auch als einer der möglichen Auslöser für Alzheimer-Erkrankungen.
Für die zweite Studie befragten Forscher des Medizinischen Instituts Loyola von Chicago 513 ehemalige Profi-Spieler der American-Football-Liga und nahmen Gedächtnis-Tests vor. Die Befragten, die im Durchschnitt 61 Jahre alt waren, füllten auch ein Formular zur Früherkennung von Alzheimer aus. Bei rund 35 Prozent von ihnen ließen die Ergebnisse auf ein erhöhtes Demenz-Risiko schließen. Dies liegt deutlich über der Quote von rund 13 Prozent der US-Bürger, die laut aktuellem Alzheimer-Bericht die Krankheit bekamen.
Die Forscher verweisen darauf, dass Profi-Footballspieler im Laufe der Jahre wiederholt Gehirnerschütterungen erleiden. Dies könne dazu führen, dass sie besonders früh neurodegenerative Alterskrankheiten wie Demenz entwickelten.
Weitere Studie
Bereits 2009 haben Wissenschafter der University of Montreal in einer Studie herausgefunden, dass Menschen, die in ihrer Jugend eine Gehirnerschütterung erlitten hatten, mehr als 30 Jahren später noch mentale und körperliche Probleme aufwiesen - wenn auch geringfügige. Die Forscher wiesen außerdem nach, dass Sportler mit einer ähnlichen medizinischen Vorgeschichte bei den Tests noch schlechter abschnitten. An der Studie nahmen damals allerdings nur 40 Sportler teil. (APA/red)