Bukarest - Seit über einem Jahrzehnt kämpfen Umweltschützer und Archäologen gegen ein umstrittenes Abbauprojekt in Rumänien an. Nun haben sie einen Rückschlag erlitten: Denn das Kulturministerium des Landes hat bezüglich des Gold- und Silberabbauprojekts in Rosia Montana im Westen des Landes die Genehmigung zur "archäologischen Sicherung" der zum Teil aus der Römerzeit stammenden historisch wertvollen Stätten erteilt. Anstelle der Ortschaft Rosia Montana soll ein Auffangbecken für Zyanidlauge entstehen, die Bewohner sollen nach Vorstellungen der Projektbetreiber in einen von RMGC eigens errichteten Ort übersiedeln.
Bei den Gold- und Silbervorkommen in Rosia Montana handelt es sich um die größten Europas. Projektbetreiber ist das kanadische Unternehmen Rosia Montana Gold Corporation" (RMGC), dessen Aktien an der Börse von Toronto gleich einen Kursgewinn von 14 Prozent verbuchten. Die RMGC will auf eine Dauer von zehn bis 15 Jahren eine Milliarde US-Dollar (701 Mio. Euro) investieren. Das Gold- und Silbervorkommen wird auf 330 Tonnen Gold und bis zu 1.600 Tonnen Silber im Gesamtwert von sieben Milliarden US-Dollar (4,91 Mrd. Euro) geschätzt.
Flutung wertvoller archäologischer Stätten geplant
Das archäologische Sicherungszertifikat verpflichtet RMGC dazu, 70 Millionen US-Dollar (49,1 Mio. Euro) in die Erhaltung von 80 Prozent der teilweise 2.000 Jahre alten Funde und historischen Denkmäler zu investieren. Wie Eugen David, Vorsitzender der NGO "Alburnus Maior", erklärte, sei die Erhaltung zahlreicher Denkmäler aber gar nicht möglich. RMGC beabsichtige, einen Großteil der teilweise unter Denkmalschutz stehenden Häuser und Kirchen samt Friedhöfen sowie einen Teil des sich über mehr als 100 Kilometer erstreckenden unterirdischen Tunnelsystems aus der Römerzeit, dem Mittelalter und der Moderne, von denen einige aufgrund ihrer Trapezform weltweit einzigartig sind, zu fluten. Der flüssige Giftabfall soll das ganze Tal füllen und dabei das Dorf überschwemmen.
Infolge des oberirdischen Abbaus mit hochgiftigem Zyanid würde Rosia Montana laut Greenpeace zu einem Risikostandort werden, der ökologisch lange Zeit verseucht wäre. Proteste zahlreicher Nichtregierungsorganisationen und kultureller Institutionen sowie mehrere Gerichtsverfahren führten in den 14 Jahren seit der Initiierung des Vorhabens mehrmals zu dessen Einstellung. Eine vom Staatspräsidenten Traian Basescu in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2008 wertet das Projekt als mögliche "Bedrohung der nationalen Sicherheit". Zuletzt wurde am Sonntag ein von zahlreichen Experten unterzeichneter offener Brief an Premier Emil Boc veröffentlicht, in dem es als "unhaltbar" bezeichnet wird, "dass ein Kulturminister die Zerstörung eines historischen Denkmals mit dessen Rettung verwechselt". Laut David beabsichtigt die NGO "Alburnus Maior", durch eine Gerichtsklage erneut die Einstellung des Genehmigungsverfahrens zu erwirken. (APA)