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Um Zeit zu sparen, holt der Schienenersatzbus Fahrgäste nicht immer beim Bahnhof ab.

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Wien - Lange Gesichter bei den mehr als 15 Personen am Bahnhof Lanzenkirchen. Es ist Sonntagabend, hat noch 33 Grad, und von dem Zug, der sie die zehn Kilometer nach Wiener Neustadt und von dort mit dem Intercity nach Wien bringen soll, keine Spur.

Einem der Herren kommt die Sache komisch vor. Ungeduldig blickt er auf seine Armbanduhr und geht vom Bahnsteig zum kleinen Bahnhof. Der wird, das ist nicht zu übersehen, seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Immerhin, ein schwarzes Brett gibt es noch, wenn auch mit Plakatresten verziert. Dort entdeckt er auf einem schlichten Blatt weißen Papiers einen Hinweis: "Schienen-ersatzverkehr zw. Wr. Neustadt und Friedberg".

"Üblicherweise sind Regionalzüge auf der Aspangbahn sehr pünktlich, wenn nicht, dann gab es stets Verspätungsmeldungen aus dem Lautsprecher", sagt der Herr, hörbar verstimmt. Sein Frust steigert sich während des Studiums des ÖBB-Ankündigungszettels. "Hier kommt heute kein Zug", ruft er den auf dem Bahnsteig wartenden Mitreisenden zu.

"Das ist ein Witz, hier steht nicht einmal, wo die ÖBB-Autobusse abfahren", echauffiert er sich. "Wo zum Kuckuck ist ,Telefon Hst'?", fragt er in die Runde der inzwischen mit Koffern und Taschen zum Bahnhof gekommenen Personen. "Ich glaube, das ist beim Gasthaus an der Hauptstraße", klärt eine zufällig vorbeigekommene Dame auf.

Wann die Ersatzbusse abfahren, steht auf den ÖBB-Plakaten übrigens nicht. Ihr Fahrplan wird "mit einem gesonderten Baustellensonderfahrplan bekanntgegeben, heißt es. Die an einer Säule lehnende Infotafel nimmt niemand war. Den etwa einen halben Kilometer entfernt abfahrenden Bus erreichten die Stehengebliebenen übrigens ebenso wenig wie den Schnellzug in Wiener Neustadt. Via Handy organisieren sich die Fahrgäste Taxis aus der Bezirksstadt - in der Hoffnung, wenigstens den IC eine Stunde später zu erwischen.

Bei der ÖBB versteht man den Ärger nicht. Man schenke der Kundeninformation größte Aufmerksamkeit und habe bereits Tage vor der dreiwöchigen Sperre der Aspangbahn begonnen, die Fahrgäste zu informieren, sagt ÖBB-Sprecher Johannes Gferer. Insbesondere am Bahnhof Wiener Neustadt (dem größten Regionalbahnhof Österreichs, Anm.) sei durch Kundenbetreuer, Flugzettel, Durchsagen und elektronische Anzeigen informiert worden.

Warum die Lautsprecher just an den ersten Tagen der Sperre stumm blieben, war bis Freitag nicht zu eruieren. Und dass Ersatzbusse nicht automatisch die Bahnhöfe anfahren, sondern von "alternativen, aber gut erreichbaren Haltestellen im Ort", wie die ÖBB betont, liege an der "Optimierung der Routenführung". Mit der werde Zeit gespart.

Von Haus zu Haus

Geduld und Vorlaufzeit braucht der "Haus zu Haus"-Gepäcktransport ins Urlaubsdomizil. Wer seinen Koffer am 27. Juli in Badgastein vorfinden will, muss dessen Abholung laut ÖBB-Auskunft spätestens 14 Tage vorher bestellen. Am 13. Juli teilte man Frau T. dann mit, sie möge ihn "rechtzeitig" zum Bahnhof Wr. Neustadt bringen. Wann "rechtzeitig" ist, war weder im ÖBB-Callcenter noch in der Pressestelle zu eruieren. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 16./17. Juli 2011)