Wien - Rauchen ist nicht nur die "größte vermeidbare Todesursache moderner Gesellschaften", wie das Institut für Höhere Studien (IHS) in einem Bericht festhält. Es ist auch ein teures Vergnügen für den Einzelnen und die Volkswirtschaft. Hochgerechnet für das Jahr 2010 betrug der vermeidbare Produktivitätsausfall - erzeugt durch Krankenstände, vorzeitigen Tod und Arbeitsunfälle - 1850 Millionen Euro.

Selbst wenn "positive Effekte" wie die Einnahmen durch die Tabaksteuer und nichtauszubezahlende Pensionen in diese Statistik eingerechnet werden, bleibt immer noch ein Kosten-Saldo von 659 Millionen Euro, die vermeidbar wären, gäbe es in Österreich keine Raucher. Nicht enthalten sind in dieser Zahl Kosten wie Wartezeiten für Therapie und Rehabilitation, Brandunfälle und Produktivitätsverluste durch Rauchpausen während der Arbeitszeit.

Zigaretten unter dem Tisch

Während sich die Politik hierzulande noch nicht zu einem generellen Rauchverbot in Lokalen durchringen konnte, wählt man anderswo drastische Maßnahmen, um die Bevölkerung vom Pofeln abzuhalten. Die Gesundheitsministerin von Neuseeland, Tariana Turia, kündigte am Freitag an, dass der Inselstaat Tabakprodukte bis 2025 gänzlich verbieten möchte. Das Parlament beschloss ein Gesetz, laut dem Zigaretten nicht mehr in Regale gestellt werden dürfen. Wer sie Minderjährigen verkauft, muss mit einer Strafe von 10.000 neuseeländischen Dollar (fast 6000 Euro) rechnen.

In Island stimmt das Parlament nach dem Sommer über einen Gesetzesvorschlag ab, wonach es Zigaretten dort nur noch auf Rezept und in der Apotheke gibt. Statt sechs Euro soll ein Packerl Tschick außerdem das Dreifache kosten. Ziel dieser Maßnahmen ist ein rauchfreies Land innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Preiserhöhungen, so hält das IHS fest, würden in Österreich vor allem Jugendliche und Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten vom Rauchen abhalten. Gleichzeitig müssten allerdings "Maßnahmen zur Verhinderung von Steuervermeidung" - also Schmuggel oder illegal produzierte Zigaretten - ergriffen werden. Informationskampagnen und Warnaufschriften würden zwar zum allgemeinen Wissensstand über das Thema Rauchen beitragen, es fehle aber am "subjektiv empfundenen Risikobewusstsein".

Bei der Zahl der durch Rauchen verursachten Todesfälle liegt Österreich über dem EU-Schnitt, ebenso freilich wie bei Diabetes oder Krankheiten in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch. Ein effizienteres Gesundheitssystem brauche daher deutlich mehr Prävention, folgern die Forscher des IHS, denn durch Einwirkung auf die Lebensführung könne die Mortalitätsrate gesenkt werden. Gleichzeitig brauche es aber auch eine bessere Primärversorgung, sprich: Wer wegen kleinerer Probleme den Arzt aufsucht und nicht wartet, bis er eine teure Spitalsbehandlung braucht, spart dem System Geld. (Andrea Heigl/DER STANDARD, 16./17. Juli 2011)