Vilnius - Ein unlängst veröffentlichter vertrauliche US-Diplomatenreport über die weit verbreitete Korruption in Litauens Medienlandschaft hat in dem baltischen Staat für Aufregung gesorgt. Besonders empfindlich reagierte der reiche Geschäftsmann und Zeitungsmogul Vitas Tomkus, dessen Boulevardzeitung "Respublika" in der Depesche aus dem Jahr 2007 als besonders übles Beispiel für erpresserische Machenschaften und Bestechlichkeit präsentiert wird.

Die norwegische Tageszeitung "Aftenposten" hatte Anfang Juni mehrfach darüber berichtet. Tomkus will nun sowohl "Aftenposten" als auch die Vereinigten Staaten von Amerika wegen Verleumdung verklagen. Der umstrittene Zeitungsmacher, der laut der US-Depesche in der Redaktion seines Blattes einen diktatorischen Führungsstil pflegt, wirft den US-Diplomaten und der norwegischen Zeitung vor, aus Geschäftsinteressen "den Ruf Litauens zu beschädigen". Der norwegische Schibsted-Verlag zu dem "Aftenposten" gehört, ist auch in Litauen aktiv.

Die vertrauliche Depesche der US-Botschaft in Vilnius vom 23. September 2007 enthält in einigen Passagen schweren Vorwürfe gegen litauische Medien und die schwache staatliche Medienaufsicht. Unter anderem wird berichtet, wie "Respublika" nach der Weigerung der US-Pharmafirma Pfizer , für pauschal genehme Berichterstattung eine Million Litas (289.620 Euro) zu bezahlen, diese und deren litauischen Spitzenrepräsentanten in einer Serie von Negativartikeln über das angeblich tödliche Potenzmittel Viagra an den Pranger stellte. (APA)