Tausche Blumenvase gegen Alltagsnutzen. Vielleicht war das ja eine der Hauptforderungen bisheriger New-Beetle-Kunden, jedenfalls floss dieser Ansatz am konsequentesten in die Neuauflage ein. Der nun nicht Newest Beetle, sondern schlicht Beetle benamst ist.

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Es gibt folglich keine Blümchen mehr für die armen Käfer, die Flower-Power-Generation ist ja aber auch in die Jahre gekommen und hat's gern komfortabel, Jimi Hendrix brächte, tät' er's noch derleben (er würde nächstes Jahr 70), 1. seine alten Knochen, 2. seine alte Haarpracht bequem unter (wir überprüfen das demnächst mit seinem frisurtechnischen Zwillingsbruder, dem Standard-Fotografen Matthias Cremer), und er könnte sich 3. freuen über eine Reminiszenz an ihn, die in dem (optionalen, Aufpreis rund 770 €) 400-Watt-Fender-Sound-System - inklusive Subwoover - besteht, Hey Joe, Wild Thing und so.

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Ein wirklich wildes Ding ist der neueste Käfer natürlich noch immer nicht, love and peace, aber seine Väter und Mütter gaben ihm den Auftrag mit ins Straßenleben, deutlich maskuliner, muskulöser aufzutreten als sein älterer Bruder, jener mit Beinamen "New".

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Fakt ist nun freilich, dass bei diesem Auto, das auf der bewährten technischen Basis des Golf VI aufbaut, die Proportionen viel besser passen, flacher, breiter steht der Beetle da, mit längerer Motorhaube, einen leisen Drang nach vorn (statt oben) signalisierend.

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Innen sind die früheren gefühlten zwei Meter bis zur Frontscheibe aus Sicht des Lenkers auf gewohnte Distanzverhältnisse geschrumpft, dafür passen hinten zwei weitere Erwachsene so bequem rein, dass VW keine Angst vor der Menschenrechtskommission haben muss.

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Am Arbeitsplatz findet sich zum Beispiel auch ein extra für den Beetle entwickeltes Lenkrad sowie gewisse Details, die entfernt an den seligen Käfer erinnern - schließlich lautete der Auftrag an Designchef Walter de Silva ja auch: "Entwerft ein neues Original", wie man andächtig staunend bei der Pressepräsentation in Berlin vernahm.

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Vom Fahrgefühl wirkt der Beetle, der in der Version Sport auch Heckspoiler trägt, erwartungsgemäß völlig unproblematisch, Golf-VI-Gefühl halt, schon das Sportfahrwerk hält hohe Komfortreserven bereit.

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Da und bei der Direktheit der Lenkung und vielleicht auch bei Biss und Akustik der 200-PS-Maschine würde man sich indes vielleicht einen Akkord mehr Wild Thing erwarten, bei den zivileren Varianten eh nicht.

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Motoren? Zunächst zwei Benziner (105 und 200 PS) und ein Diesel, weiterer Nachschub folgt zügig - zügiger wohl als der Beetle selbst: Da soll zunächst einmal die enorme Nachfrage am Hauptmarkt USA befriedigt werden, Europa wird kontingentiert beliefert, Österreich kriegt heuer 400 Stück, da steht also Mangelware drauf.

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Apropos draufstehen: Wer der Meinung ist, das englische "Beetle" sei anbiedernd und bei der Fahrzeughistorie unwürdig, kann gegensteuern und sich den Schriftzug "Käfer" auf das Heck applizieren lassen. Wenn schon keine Blümchen und Vase mehr, dann immerhin das. Liebe und Frieden! (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/15.07.2011)

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