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Der Eismann kommt: Der türkische Außenminister will eine Einigung auf Zypern erzwingen und droht der EU.

Foto: Reuters/Raheb Homavandi

Im Streit zwischen der EU und der Türkei um Zypern wird die Tonlage nun schärfer. Die Beziehungen würden am Gefrierpunkt sein, sollte es 2012 keine Lösung für die geteilte Insel geben, erklärte Außenminister Davutoglu.

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Nikosia/Istanbul - In der Frage eines Referendums auf Zypern lässt die türkische Regierung in Ankara nicht locker. Außenminister Ahmet Davutoglu drohte der EU mit einem Stillstand der Beziehungen, sollte die Republik Zypern ohne Beteiligung der türkischen Zyprer in der zweiten Hälfte 2012 die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen.

Wenn die griechisch-zypriotische Seite die Verhandlungen hinauszögerte und im nächsten Jahr allein die EU-Ratspräsidentschaft übernähme, "bedeutet das nicht nur eine Ausweglosigkeit auf der Insel, sondern auch eine Blockade der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU, einen Gefrierpunkt", sagte Davutoglu.

Die Bemerkung fiel am Mittwoch in einer Pressekonferenz, die Davutoglu gemeinsam mit seinem ukrainischen Amtskollegen gab, der zu Besuch in Ankara war. EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle, der bis Mittwoch in der türkischen Hauptstadt war, soll von Regierungschef Tayyip Erdogan aus Zeitgründen nicht empfangen worden sein.

Im griechischen Teil von Zypern kommen Präsident Dimitris Christofias und seine Regierung nach der Explosionskatastrophe vom Montag unter großen politischen Druck. Tausende protestierten in der Nacht auf Mittwoch vor dem Präsidentenpalast in Nikosia. Die Polizei löste die Protestversammlung mit Gewalt auf, als einige der Demonstranten versuchten, über das Torgitter in den Palast zu kommen. Die Demonstranten verlangten Christofias' Rücktritt.

Bei der Explosion von Munition auf dem Stützpunkt Mari im Süden der Insel waren am Montag zwölf Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen Marinekommandeur Andreas Ioannides und ein Befehlshaber der Militärbasis. 60 Menschen wurden verletzt, das wichtigste Kraftwerk im griechischen Inselteil stark beschädigt. Der zypriotische Verteidigungsminister war noch am Montag zurückgetreten.

Bei der Munition handelte es sich um eine illegale Schiffsladung für den Iran, die vor mehr als zwei Jahren vor Zypern abgefangen worden war und seither auf der Basis gelagert wurde. Die 98 Metallcontainer hatten sich in der Sonne aufgeheizt. Die Regierung wusste von der Gefahr, genehmigte aus Spargründen aber nicht den Bau eines Schutzdachs. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 14.7.2011)