Reykjavik/Island – Fünf Tage nach den starken Überschwemmungen südlich des Myrdal-Gletschermassivs sind am Donnerstag auch aus dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökull, große Wassermassen ausgetreten. Als Ursache des neuen Gletscherlaufes werden Aktivitäten des unter dem Eis gelegenen Bárðarbunga vermutet, des Zentralvulkans eines Vulkansystems von etwa 150 Kilometern Länge. Das Steigen der Wasserstände wurde von vergleichsweise starken Erdstößen begleitet.
Experten sind sich uneins, ob die derzeit aus den Gletschern austretenden Wassermassen eine direkte Folge seismischer und vulkanischer Aktivitäten sind oder mit der Klima-Erwärmung zusammenhängen. Die bisher jüngste, eindeutig im Bárðarbunga-System lokalisierte Eruption fand 1910 statt.
Auf jeden Fall durchläuft Island momentan eine Phase erhöhter vulkanischer und seismischer Aktivität – mit entsprechenden Folgen: Während die Überschwemmungen vom vergangenen Samstag erhebliche Verkehrsstörungen auf der sogenannten Ringstraße 1, der wichtigsten Küstenverbindung Islands, verursachten, waren im Zuge der Bárðarbunga-Aktivität einstweilen nur unerschlossene Gebiete von den Gletscherläufen betroffen. Unterdessen wurden die Arbeiten an einer Ersatzbrücke über den Mulakvisl-Fluss fortgesetzt, die vor knapp einer Woche von Wassermassen aus dem Myrdal-Gletscher weggerissen worden war. (APA/red)