Four Women - The Nina Simone Philips Recordings
(Universal)

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Die Magie und das emotionelle Breitband, das die als Eunice Waymon geborene und als Nina Simone berühmt gewordene Sängerin lediglich mit Stimme und Klavier zustande bringt, ist schlicht atemberaubend und sollte musikindustriegerecht mit dem Hinweis "General Advisory: Goose Pimples Guaranteed!" angekündigt werden. Vier CDs, die sieben Alben der unlängst 70-jährig verstorbenen Großmacht umfassen, beinhaltet die Box Four Women - The Nina Simone Philips Recordings.

Die Aufnahmen stammen aus den mittleren 60er-Jahren, als Simones Stimme auch gesellschaftspolitisch starkes Gewicht besaß. Galt sie doch als engagierte Bürgerrechtlerin und prominente Bekannte Martin Luther Kings. Doch neben all der gerechten Verbissenheit und notwendigen Konsequenz, die die Anliegen der Bürgerrechtsbewegung letztlich Umsetzung finden ließen, betört die in North Carolina Geborene in Songs wie dem hier in einer Liveaufnahme vertretenen Mississippi Goddam mit eleganter Leichtigkeit, wie sie nur einer Hand voll Zeitgenossen der Simone wesenseigen war.

Sie flirtet mit verschiedensten Stilen und stellt ihr klassisch geschultes Spiel genreübergreifend in den Dienst von Blues, Jazz oder Soul. Einmal mit Band, dann wieder solo am Piano. Präzision hat selten lässiger geklungen als hier. Simone schmachtet Standards wie Don't Smoke In Bed, bittet eindringlich Don't Let Me Be Misunderstood, interpretiert nonchalant das unlängst auch von Johnny Cash wieder belebte Nobody und verbreitet im Vorbeigehen mit Titeln wie Marriage Is For Old Folks Lebensweisheiten. Eröffnet wird der Reigen mit dem unvermeidlichen Porgy, I Loves You, mit dem Simones Karriere begann.

Auch wenn diese Auswahl dem umfassenden Gesamtwerk dieser exzentrischen Diva nicht gerecht werden kann, als Einstieg gibt es komprimiert zurzeit nichts Besseres. Das exklusiv gestaltete Booklet bietet das nötige Backgroundwissen zu den einzelnen Originalplatten, und Richard Pryor wird darin mit dem schönen Satz "White people had Judy Garland - we had Nina. God bless ya, baby!" zitiert. In diesem Sinn. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.5.2003)