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Mit "Salvator Mundi" ist erstmals seit mehr als hundert Jahren wieder ein echter Leonardo aufgetaucht.

Foto: AP/Simon

New York - Erstmals seit mehr als hundert Jahren könnte es ein "neues" Gemälde von Leonardo da Vinci geben. Ein ihm zugeschriebenes Werk, das lange als verschollen und womöglich zerstört galt, ist nach Angaben eines Galeristen in New York aufgetaucht. "Nach einer umfassenden Behandlung zur Konservierung des Bildes wurde es von einer Reihe internationaler Gelehrter untersucht. Sie alle kamen zu dem Ergebnis, dass es sich bei "Salvator Mundi" um das von Leonardo da Vinci gemalte Original handelte", teilte der Galerist Robert Simon am Montag in Tuxedo Park bei New York mit.

Die Finanzagentur Bloomberg gibt den Schätzwert des Bildes mit 200 Millionen Dollar (142 Millionen Euro) an. Simon bezeichnete diese Zahl aber gegenüber der dpa als "reine Spekulation". "Der Wert ist ohnehin unermesslich und es steht sowieso nicht zum Verkauf."

Ausstellung in der National Gallery

"Salvator Mundi" soll im November in der National Gallery in London ausgestellt werden. Die Existenz des Leonardo-Gemäldes war seit langem bekannt, jedoch hielt man es für zerstört. Laut Simon ist die Echtheit aber bestätigt. "Lediglich bezüglich des Datums gehen die Meinungen auseinander, wobei einige das Werk den späten 1490er Jahren zuordnen, während es andere auf nach 1500 datieren."

Es wäre das erste Mal seit 1909, dass ein Bild von da Vinci auftaucht. Damals hatte ein Archivar die "Madonna Benois" entdeckt, das Bild einer ungewöhnlich lachenden Madonna mit dem Kind auf dem Schoß.

Nase zu lang für einen da Vinci?

Allerdings gibt es Zweifel, ob das Bild wirklich von Leonardo ist. Das Bild gehörte laut Simon 1649 dem englischen König Karl I. und blieb lange Eigentum der Krone. Um 1900 sei die Spur des Bildes verloren gegangen. Es befindet sich jetzt im Privatbesitz eines amerikanischen Sammlers. Während Simon sich auf Experten beruft, die die Echtheit des Gemäldes bestätigen, plädiert der deutsche Experte Frank Zöllner für weitere Untersuchungen des Gemäldes. Die Echtheit sei noch nicht vollständig geklärt. "Das Ganze ist eine sehr interessante Hypothese, und man wird sehen, ob sie Bestand hat", sagte Zöllner. "Man muss das ergebnisoffen prüfen." Was man ausschließen könne, sei eine Fälschung, sagte Zöllner. Es gehe um die Frage, ob der "Salvator Mundi" ein Werk des Meisters selbst oder die hochklassige Kopie eines Schülers sei. Diese Frage zu klären, sei in höchstem Maße kompliziert, betonte der Leipziger Professor.

Zöllner sagte, die Beurteilung der Echtheit basiere vor allem auf Stilanalysen und auf technischen Untersuchungen. Stilistisch stelle sich in erster Linie die Frage, ob das Gesicht voll überzeuge. Schon anhand eines Fotos lasse sich erkennen, dass zum Beispiel die Segenshand außerordentlich genau modelliert und die Lichtführung sehr suggestiv sei. "Aber man müsste sich auch fragen, ob ein Gesicht mit einer so langen Nase denn nun unbedingt dem Perfektionismus Leonardos entspricht." Das alles seien Einschätzungsfragen, bei denen unterschiedliche Experten zu unterschiedlichen Schlüssen kommen könnten. (APA)