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Feiern in Juba.

Foto: Pete Muller/AP/dapd

Juba - Die Welt hat einen neuen Staat: Der Südsudan ist ein unabhängiges Land. Der Südsudan hat am Samstag offiziell seine Unabhängigkeit erklärt. "Wir, die demokratisch gewählten Vertreter des Volkes erklären den Südsudan auf der Grundlage des Willens der Bevölkerung und des Ausgangs des Referendums zur Unabhängigkeit hiermit zu einer unabhängigen und souveränen Nation", verlas Parlamentspräsident James Wani Igga die Erklärung.

Zu der Zeremonie in der Hauptstadt Juba waren tausende Südsudanesen gekommen. Unter dem Jubel Tausender Menschen wurde die sudanesische Fahne eingeholt und die Flagge des Südsudans gehisst. An der Feier nahm - neben Staatsoberhäuptern und Würdenträgern aus aller Welt - auch der sudanesische Präsident Omar al-Bashhir teil, der wegen Kriegsverbrechen in Darfur mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.

Bereits um Mitternacht läuteten Kirchenglocken den historischen Tag ein, Trommelrhythmen begrüßten den 54. Staat Afrikas. Parlamentspräsident James Wani Igga wollte um 11.45 Uhr Ortszeit (10.45 Uhr MESZ) die Unabhängigkeitserklärung verlesen.

In der Hauptstadt hatten die Einwohner bereits am Freitagabend mit Musik, Hupkonzerten und zahlreichen Veranstaltungen ihre eigenen Unabhängigkeitsfeiern gestartet. Kleinlaster und Privatwagen waren ebenso wie Straßenlaternen mit der neuen südsudanesischen Nationalflagge geschmückt. Plastikblumen verzierten mangels echter Blumenpracht die Hauptstraße vom Flughafen. Es waren schon zahlreiche Ehrengäste eingetroffen, unter anderem UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon.

USA erkennen Südsudan als Staat an

Die USA haben den Südsudan formell als Staat anerkannt. "Der heutige Tag ist eine Erinnerung daran, dass nach der Dunkelheit des Krieges das Licht eines neuen Morgens möglich ist", erklärte US-Präsident Barack Obama am Samstag. Nach dem langen Kampf der Menschen im Südsudan "begrüßen die Vereinigten Staaten die Geburt eines neuen Staates". Er sei überzeugt, dass der "Bund der Freundschaft" zwischen den USA und dem Südsudan sich in den kommenden Jahren weiter vertiefen werde, sagte der Präsident.

Die neuen Nachbarstaaten im Norden und im Süden des Sudans rief Obama zum friedlichen Miteinander auf. "Beide Völker müssen erkennen, dass sie in größerer Sicherheit und in größerem Wohlstand leben, wenn sie die bittere Vergangenheit hinter sich lassen und Differenzen friedlich lösen." Das Friedensabkommen müsse vollständig umgesetzt werden. "Durch Mut und harte Entscheidungen kann dies zum Beginn eines neuen Kapitels von mehr Frieden und Sicherheit für alle Sudanesen sein."

UN-Generalsekretär Ban: Südsudan verdient Solidarität

Der Südsudan kann nach Ansicht von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon nach der Unabhängigkeit auf die Solidarität der internationalen Gemeinschaft setzen. "Dies ist ein sehr emotionaler, ein sehr aufregender Moment für die Menschen im Südsudan", sagte Ban der Nachrichtenagentur dpa in Juba. "Diese Unabhängigkeit ist ein Neuanfang für den Südsudan. Die internationale Gemeinschaft hat eine Verantwortung für den neuen Staat." Zu angemessener Zeit wolle er eine internationale Geberkonferenz für den Südsudan.

Die Regierung des Südens müsse sich nun als verantwortungsvoll erweisen, sagte Ban. Die UN seien bereit, wie bereits in der vorangegangenen Übergangsphase mit ihren Hilfsagenturen Unterstützung zu leisten. Notwendig seien nicht nur der Aufbau der Infrastruktur und der Volkswirtschaft, sondern auch Gesetzesherrschaft und Wahrung der Menschenrechte, betonte der UN-Generalsekretär.

Besorgt zeigte sich Ban über die anhaltenden Spannungen und Konflikte vor allem entlang der neuen Staatsgrenze mit dem Norden. Die Stationierung äthiopischer Friedenstruppen könne helfen, die Situation zu entschärfen. Notwendig sei aber eine dauerhafte politische Lösung. Bei Gesprächen mit der Führung in Khartum und Juba über eine enge Zusammenarbeit und friedliche Beziehungen nach der Teilung setzt Ban auch auf seine eigene Biografie. "Meine Erfahrung als Koreaner, der aus einem geteilten Land kommt, kann auch eine Quelle der Inspiration für andere Länder sein - besonders für ein so neues Land wie den Südsudan", sagte Ban. (APA/Reuters)