Ein Taucher beim Vermessen der Pfähle.

Foto: O. Cichocki Inst. VIAS, Univ. Wien
Foto: O. Cichocki Inst. VIAS, Univ. Wien

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Überreste der Pfahlbauten im Attersee.

Foto: APA/TRITON / CYRIL DWORSKY

Klagenfurt - Kaum hatte die Unesco die im Keutschacher See gelegenen Pfahlbauten in die Welterbe-Liste aufgenommen, wurden schon Pläne für die touristische Nutzung bekannt: "Es ist eine Rekonstruktion der prähistorischen Gebäude angedacht, zwei Pfahlbauhütten sollen im See nachgebaut werden", sagt Gerhard Oleschko (FPK), der Bürgermeister von Keutschach.

Das Ortschef der 2500-Einwohner-Gemeinde rechnet mit Kosten von etwa 100.000 Euro pro Hütte - ein geringer Betrag im Vergleich zu jenen acht Millionen Euro, die zuletzt für das umstrittene Projekt eines neuen Aussichtsturms auf dem Keutschacher Pyramidenkogel veranschlagt waren (der Standard berichtete). Oleschko will das Vorhaben bereits in den nächsten zwei Jahren umsetzen, wobei die Finanzierung nicht allein von der Gemeinde getragen werden könne, wie er sagt.

"Sinnvoll wäre auch ein Museum"

Für den Schutz und Erhalt einer Welterbestätte haben laut Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen Unesco-Kommission, Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam zu sorgen. "Hier gibt es österreichweit nach wie vor Probleme, oft agiert jede Ebene unabhängig."

Zu bedenken ist auch der Schutz der prähistorischen Überreste: Diese sind mit 6000 Jahren die älteste der fünf Fundstellen in Österreich - und liegen mitten im von Badegästen und Fischern genutzten See. Gerätetauchverbot, Denkmalschutz und die Kooperation mit Wasserrettung und Aufsichtsfischern konnten bisher gröbere Schäden an den aus dem Seeboden ragenden Holzpfählen verhindern. In Zukunft müssten die Fundstellen noch besser geschützt werden, sagt der Archäologe Otto Cichocki, der seit Jahren am Keutschacher See forscht.

Dass es zur touristischen Nutzung ausreicht, ein paar Nachbauten aufzustellen, hält Cichocki für unwahrscheinlich. "Rekonstruktionen allein sind nicht selbsterklärend. Sinnvoll wäre auch ein Museum, in dem vorhandene Fundstücke ausgestellt und erläutert werden." (kali/DER STANDARD, Printausgabe, 9./10. Juli 2011)