Das ist ein Ansatz. So kann es gehen. Kein Feigenblatt-Hybrid, der von elaborierten Dieselmotoren im Verbrauch unterboten wird, sondern ein echtes Elektroauto ohne Limit. Der Opel Ampera löst zum ersten Mal das Versprechen "low to no emission" für eine breite Zielgruppe ein. Bezogen auf 60 bis 65 Kilometer, die er voll und pur elektrisch zurücklegt. Das reicht für die meisten Wege der meisten Menschen. An den meisten Tagen. Trotzdem kann man zum Beispiel nach Rom fahren. Oder nach Athen. Wenn man das will.

Foto: Werk

Der Ampera, eine gestalterische und größenmäßige Mischung aus Astra und Insignia, gewichtet die Hybridverteilung um. Fährt mit einem großen E-Motor die meisten Wege im Nahverkehr, und wenn die Energie zur Neige geht, schaltet er automatisch auf einen kleinen Benziner um. Der dient aber weder direkt zum Antrieb noch zur Ladung der Batterie, sondern generiert Strom, der dann wieder dem E-Motor zugeführt wird.

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Opel nennt den Verbrennungspart des Systems Reichweitenausdehner oder in GM-Sprache "Range Extender". Aufgeladen wird ausschließlich an der Steckdose. In vier Stunden ist das erledigt. Dann hat man wieder Saft für rund 60 Kilometer. Die spult der Ampera mit der Würde der Selbstverständlichkeit ab, sodass nie der Eindruck eines Mangels entsteht. Oder irgendein technisches Verständnis vorausgesetzt wird.

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Startknopf drücken, Automatikhebel auf D, sich von dannen machen. Ganz normal. So einfach ist die elektrische Zukunft. Man sitzt in fabelhaftem Sportgestühl, das innigen Kontakt mit dem Körper aufnimmt, weil der 150-PS-E-Antrieb kein fader ist.

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Die 370 Nm greifen praktisch von Anbeginn unter die Achseln, was dem Ampera einen Vorteil bei jedem Ampelstart gegenüber all den fossilen Verbrennern verschafft. Hurtig und ohne Kraftschlussunterbrechung turnt der Ampera bis 160 km/h Maximum und liefert mithin die gesamte Leistungsbreite eines gewohnten Fortkommens. Zum Stromtarif. Halleluja.

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Passanten staunen über die Lautlosigkeit des Fahrzeugs, die fahrende Kollegenschaft über die Exzentrik eines neuen Opels, wobei die Säbelzähne der Frontlichter das hervorstechendste Merkmal darstellen. Sonst sieht er aus wie ein modernes, flott gezeichnetes viersitziges Coupé, das sich trotz seiner einzigartigen und zukunftsweisenden Bedeutung nicht über Gebühr wichtig macht.

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Innen wurde ein wenig Raumschiff Enterprise verbaut mit zentralem Touchscreen, Touch-Oberfläche an der Mittelkonsole und flügeligen Abdeckungen am Armaturenbrett. Aber damit hat sich's schon. Kofferraum mit 310 Liter Fassungsvermögen, Klima, Bose-Sound, Navi, Airbags, eben das volle Programm einer bestens ausgestatteten Mittelklasse.

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Dazu kommt ein sich drehender Ball am Screen neben dem Tacho, der bei Beschleunigung und Verzögerung nach oben bzw. unten ausweicht und den Fahrer zu "Green Sportsmanship" erziehen soll. Möglichst in der Mittellage gehalten, erzielt man maximale Reichweiten mit rein elektrischem Antrieb.

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Die Lithium-Ionen-Batterie wiegt 198 kg, besteht aus 288 Zellen und erbringt 16 kWh. Sie ist wartungsfrei und auf acht Jahre oder 160.000 km garantiert. Also auch kein Problem. Der Benzinhilfsmotor leistet 86 PS und entspricht dem bekannten 1,4 Ecotec aus herkömmlichen Opel-Modellen und wird in Wien-Aspern produziert.

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Berechnungen ergaben laufende Kosten von 3,20 € für 100 km, im Vergleich dazu bezahlt man für einen Dieselmotor 7,25 €. Da kommt man ins Grübeln. Auch wenn der Ampera mit 42.900 € kein Schnäppchen darstellt, bewegt er sich doch im preislichen Konkurrenzumfeld, umwölkt den Besitzer mit dem unwiderstehlichen Parfum des Fortschritts, durchbricht alle zukünftigen City-Limits und City-Mauten, schont nachhaltig die Umwelt und entlastet das Budget.

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Auch schärfstes Nachdenken liefert keinen Grund, den Opel Ampera nicht in die Entscheidung beim Kauf des nächsten Autos einzubeziehen. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/08.07.2011)

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