Schreibschrift ade? Über viele Jahrhunderte war eine flüssige Schreibschrift fixer Bestandteil von Volksschullehrplänen. Nun soll sie in einigen deutschen Bundesländern abgeschafft werden - hier ein Überblick über ihre Entwicklung in Österreich.

In Österreich lernen Volksschüler das Schreiben in drei Schritten: Auf die einfache Blockschrift folgt die Druckschrift, die zwischen Klein- und Großbuchstaben unterscheidet. Anschließend wird die Schreibschrift gelehrt, deren Vorteil laut Befürwortern die für den Schreibfluss wichtige Verbindung der Buchstaben ist.

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Über Jahrhunderte war im deutschsprachigen Raum die Kurrentschrift vorherrschend, wie hier in einem von Immanuel Kant verfassten Text zu sehen.

Wikipedia/gemeinfrei

Die Kurrentschrift unterscheidet sich vor allem durch die spitzen Winkel von der "runden" lateinischen Schrift.

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In Österreich wurde bis zum Anschluss an Hitlerdeutschland 1938 die Sütterlinschrift, eine nach dem Pädagogen Ludwig Sütterlin benannte Sonderform der Kurrentschrift, unterrichtet.

Andreas Praefcke

Anschließend benutzte man die 1941 eingeführte "Deutsche Normalschrift" als Ausgangsschrift. Der Begriff "Ausgangsschrift" bezeichnet übrigens vereinfachte Schreibschriften, die Schulkindern gelehrt werden.

Wikipedia/Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung

Parallel wurde auch die "Lateinische Ausgangsschrift" verwendet.

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1969 wurde die speziell für Österreich entwickelte "Österreichische Schulschrift"  eingeführt. Sie sollte vor allem ein weicheres Schriftbild vermitteln.

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1995 wurde die "Österreichische Schulschrift" reformiert und mehr an die Druckschrift bzw. die in Deutschland weit verbreitete "Vereinfachte Ausgangsschrift" angepasst.

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In Hamburg wurde nun jede Form der Schreibschrift aus dem Lehrplan gestrichen, empfohlen wird diese "Hamburger Druckschrift". Auch in Bremen wird die Schreibschrift nicht mehr unterrichtet, einziges Kriterium ist hier, dass Lehrer die Schrift der Schüler lesen können.

Schulbehörder Hamburg

Damit geht man auf eine Entwicklung im anglo-amerikanischen Raum ein, wo die Schreibschrift großteils verdrängt wurde. Auch spanisch-sprechende Tafelklasser lernen fast nur mehr Druckschrift. (Fabian Schmid, derStandard.at, 8.7.2011)