Wien/Sofia/Bukarest - An den Ufern der Donau in Bulgarien und Rumänien sind die Vogelpopulationen in diesem Sommer drastisch zurückgegangen, wie eine einwöchige Expedition im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF ergeben hat. Die Wissenschafter fanden nur mehr 3.145 Brutpaare von Reihern, Kormoranen, Löfflern und Ibisen vor. Das bedeutet einen Rückgang von 500 Paaren im Vergleich zum Vorjahr und entspricht einem Verlust von einem Sechstel der regionalen Vogelpopulation. Dies ist die geringste beobachtete Zahl von Vögeln seit 2006.
Die Ursache für den akuten Vogelschwund ist der noch nie dagewesene niedrige Wasserstand der Donau zu dieser Jahreszeit, der den Vögeln weniger Platz für Nistplätze schafft. "Wenn diese Situation heuer einmalig ist, dann ist das kein Problem auf lange Sicht. Sollte die Donau in den nächsten Jahren weiter so wenig Wasser führen, kann das fatale Folgen für die Vogelwelt entlang des Flusses haben", sagte der Flussexperte des WWF-Donaukarpatenprogramms, Ivan Hristov.
Reiherarten amstärksten betroffen
Am stärksten zurückgegangen sind die Zahlen bei den Seidenreihern, Nachtreihern und Rallenreihern, weil deren Futterstellen entlang der unteren Donau ausgetrocknet sind. Hingegen ist die Zahl der Kormorane, Graureiher und Löffler gestiegen. Insgesamt konnten aber ein Sechstel weniger Vögel beobachtet werden als im Vorjahr. "Wenn der Wasserstand so niedrig ist wie heuer, kann das Wasser die Feuchtgebiete nicht überfluten und die Vögel finden keine geeigneten Nistplätze mehr," so Hristov.
Die Vogelzählung wurde von drei Teams aus 15 Biologen und WWF-Experten durchgeführt, die sowohl auf der Donau als auch zu Lande unterwegs waren. Die untersuchten Ufer liegen zwischen dem Srebarna Naturreservat bei Silistra und Vidin an der bulgarisch-rumänischen Grenze. Der WWF sammelte die Daten für eine Langzeitstudie zum Schutz der unteren Donau. "Die Natur hält sich nicht an politische Grenzen, daher braucht man einen grenzüberschreitenden Plan beim Naturschutz", fordert Hristov. (red)