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Master-Ausbildung für Kindergartenpädagogen: Ja oder Nein?

APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER

Geht es nach Bildungsministerin Claudia Schmied, sollen in Zukunft alle Lehrer auf Bachelor- und Masterniveau ausgebildet werden, auch die Kindergartenpädagogen. (derStandard.at berichtete) Bis jedoch auch für die Kindergartenpädagogen Bachelor und Master die Regelabschlüsse sein werden, wird es noch dauern. Sie werden vorerst weiterhin an den Bakip (Bildungsanstalten für Kindergarten) ausgebildet, da es noch zu wenig Personal für eine akademische Ausbildung gibt.

In ganz Österreich gibt es mit Cornelia Wustmann von der Uni Graz nur eine Professur für Elementarpädagogik. Schmied will aus diesem Grund die an den Bakip Lehrenden aus- und fortbilden. Die Bakip seien derzeit "möglicherweise nicht auf dem letzten Stand von internationaler Wissenschaft und Lehre", sagte die Bildungsministerin am Mittwochabend bei einem Hintergrundgespräch.

"Überflüssige" Debatte

Längerfristig ist angedacht, dass alle Kindergartenpädagogen einen Bachelor und später auch einen Mastertitel vorweisen. Probleme könnte es hier jedoch mit den Gemeinden geben, da sie für die Kindergärten zuständig sind. "Ehrlicherweise halte ich die Debatte um die Akademisierung für überflüssig", ließ zuletzt Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer ausrichten. Die Gemeinden müssen als Träger vieler Kindergärten auch für die Kosten und die Bezahlung der Pädagogen aufkommen.

Im Gespräch mit derStandard.at sagt Mödlhammer: "Wir können den Kindergartenpädagogen zur Zeit nicht mehr zahlen. Das muss man zu Kenntnis nehmen. Wir befinden uns in einer dramatischen Lage und sind froh, wenn wir den Kindergartenpädagogen das Gehalt zahlen können, das andere Maturanten erhalten. Von einem Akademiker-Gehalt zu sprechen, ist Utopie. Jeder, der das sagt, streut Sand in die Augen der Menschen."

Mödlhammer ist der Meinung, man solle nicht ständig neue Visionen "vorgaukeln", sondern die Probleme von heute lösen, "nicht die Dinge, die in zehn oder zwanzig Jahren passieren".

"System nicht schlecht reden"

Außerdem hält er fest: "Wir haben in Österreich ein sehr, sehr gutes Ausbildungssystem. Die Kintergartenpädagogen leisten sehr, sehr gute Arbeit. Man soll das System nicht schlechtreden, wir stehen nicht so schlecht da."

Als Träger der Kindergärten hätten die Gemeinden derzeit ohnehin andere Sorgen. Es gehe darum, die Plätze für die Unter-Drei-Jährigen auszubauen. Außerdem müssten die Öffnungszeiten an die Bedürfnisse der Eltern angepasst werden. "Da steht uns noch vieles bevor." 

"Internationaler Standard"

Andreas Schnider, Leiter der Vorbereitungsgruppe für die neue Pädagogenausbildung, kontert: Eine akademische Ausbildung im Elementarbereich sei "internationaler Standard". Dabei gehe es nicht einfach darum, "irgendwas zu akademisieren". Die ÖVP betone immerhin schon lange die wichtige Rolle der Frühkindpädagogik, etwa bei der Sprachentwicklung. "Wenn wir uns ernst nehmen". müsse es daher das Ziel sein, Kindergartenpädagogen eine Ausbildung auf demselben Niveau zu bieten wie den Lehrern der Sekundarstufe zwei, so Schnider. (rwh, derStandard.at, 7.7.2011)