Wien - Die österreichischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) finanzieren ihre Investitionen immer öfter über den Cash-Flow. 45,8 Prozent der Firmen steckten im Vorjahr ihre Zahlungsüberschüsse in die Expansion (2009: 38,5 Prozent). Der klassische Kredit verlor - aufgrund strengerer Anforderungen - mit 25,6 Prozent etwas an Boden (2009: 28,7 Prozent). 14,6 Prozent haben für die Ausweitung ihres Geschäfts Eigenkapital in die Firma eingebracht (2009: 16,4 Prozent), so eine von Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und austria wirtschaftsservice (aws), der Förderungsbank des Bundes, präsentierte Umfrage.

"Die aws ist auch dort zur Stelle, wo traditionelle Finanzierungsinstrumente wie Kredite nicht greifen", so Geschäftsführer Bernhard Sagmeister am Mittwoch in einer Aussendung. Es gebe auf dem Kapitalmarkt bei vielen Finanzierungsinstrumenten "Marktversagen". Dieses Problems will sich das aws mit seinen ERP-Kleinkrediten, einem eigenen Risikokapital-Fonds, Kreditbürgschaften und Förderungen annehmen.

Insgesamt wurden vom Marktforschungsinstitut marketmind österreichweit über 2.300 Unternehmen aller Branchen per Telefon bzw. Internet befragt. 93 Prozent der Firmen beschäftigen weniger als 50 Mitarbeiter, 99 Prozent weniger als 250 Mitarbeiter.

Unter 100.000 Euro

83 Prozent der Betriebe, die 2010 in für sie nennenswertem Ausmaß investierten, nahmen dafür weniger als 100.000 Euro in die Hand. Bei 28 Prozent lag diese Summe sogar unter 10.000 Euro. Das gilt vor allem für die Unternehmen bis zehn Mitarbeiter, die knapp drei Viertel des Samples stellen. "Der ERP-Kleinkredit sowie Mikrofinanzierungen sind daher wichtige förderpolitische Instrumente", sagt Ralf Kronberger, Leiter der Abteilung für Finanz- und Handelspolitik in der WKÖ.

Insgesamt wollen sechs von zehn Unternehmen mittel- bis langfristig wachsen. Mit 80-prozentiger Zustimmung zeigen sich dabei vor allem die Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern optimistisch. Probleme sehen die Betriebe aber bei der Kreditfinanzierung. Als Hindernis werden vor allem höhere geforderte Banksicherheiten (36 Prozent) und die geforderte Offenlegung von Geschäftszahlen (29 Prozent) gesehen.

Über unzureichende Kredithöhen klagen über 20 Prozent der Firmen, die mittlere bis größere Investitionen per Bankkredit finanziert haben. 82 Prozent führen das auf nicht ausreichende Sicherheiten zurück. Generell haben sich die Chancen auf Gewährung eines Kredits für ein Viertel der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten verschlechtert. Nur neun Prozent sehen hier eine Verbesserung.

Um die Banken trotz mangelnder Sicherheiten und risikoreicher Geschäftsmodelle zur Kreditgewährung zu bewegen, will die WKÖ den Bund in die Verantwortung nehmen: "Staatliche Haftungen für Unternehmen sollten eine adäquate Förderwirkung entfalten", so Kronberger.

Alternative Finanzierungsformen wie Venture Capital, Mezzaninkapital oder stille Beteiligungen haben nur fünf Prozent der KMU in den letzten drei Jahren genutzt. Das will die austria wirtschaftsservice (aws) unter anderem mit direktem staatlichen Risikokapital ändern. So sollen 15 Mio. Euro in Fonds für neu gegründete österreichische Technologieunternehmen fließen, 6 Mio. Euro in Firmen im Energie- und Umweltsektor. (APA)