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Hannes Kartnig (l) und Ivica Vastic vor Beginn der Verhandlung.

Foto: APA/Leodoldter

Graz - Es kommt nicht oft vor, dass der strengen Security-Frau an der Sicherheitsschleuse des Grazer Straflandesgerichts ein Lacher auskommt. Höchstens in Momenten wie diesem am Dienstag, knapp vor neun: "Heut ist er da, der Vastic", blitzen die Augen, "a fescher Mann." Nach optischen Bewertungen steht Richter Buchgraber nicht der Sinn: "Herr Vastic, Sie sind letztes Mal vor Gericht nicht erschienen, warum?" 

Vastic, die dunkel gewandete Fußballikone, das Idol aus alten Glanzzeiten von Sturm, rückt erst den Zeugenstuhl zurecht. Und zischelt leise ins Mikro: "Ich habe den Termin übersehen. War lange in Urlaub. Der einzige und wahre Grund." Ob das Gericht die Ordnungsstrafe von 1000 Euro nicht "vermeiden" könne? Buchgraber fixiert den Kicker: "Das habe ich nicht vor. Sie sind ein bekannter und berühmter Fußballer, Sie machen Jugendcamps, Sie haben eine Vorbildwirkung." 

Nach diesem Ausflug in die Pädagogik versucht es Richter Buchgraber mit einem benachbarten Wissensgebiet. Einer Rohform der Psychoanalyse, mit der er Vergessenes und Verdrängtes ans Licht holen wollte. Was ihm gründlich misslingt. Ivica Vastic bleibt verschlossen wie eine Auster, kann sich an nichts mehr erinnern.

Da im ersten Vertrag entsprechende Zahlen geschwärzt waren, dränge sich die direkte Frage auf: "Wie viel Geld haben Sie verdient?" Vastic: "Weiß ich nicht mehr." Welches Fixum wurde Ihnen zugesichert? Vastic: "Weiß ich nicht mehr." "Welches der Vorstandsmitglieder wusste von Ihren Veträgen und zusätzlichen Geldern?" Vastic: "Kann ich nicht mit Sicherheit sagen." Netto oder Brutto? Vastic: "Weiß ich nicht mehr, ist schon so lange her." 

Richter Buchgraber schnaubt: "So lange auch wieder nicht. Sie sind erst 42 Jahre alt und haben schon so große Gedächtnislücken, das bekommt man ja erst in viel späterem Alter." Da wacht Vastic auf. "Dafür sind Sie nicht so schnell wie ich. Am Fußballplatz", gibt der ehemalige Topscorer in Anspielung auf des Richters Alter dribbelflink zurück. 

Damit das mit Fußballfans vollbesetzte "Gerichts-Stadion" nicht ganz im Dunkeln zurückbleibt, legt Richter Buchgraber erhellende Auszahlungsbelege vor: Da ist von etlichen 500.000 alten Schillingen die Rede, die Vastic von der kleinen Sturm-Raika abgehoben hat. Von einem Sparbuch. In Summe an die rund 300.000 Euro. Die Frage, warum er die nicht über das Lohnkonto bekommen habe, löst wieder reflexartiges Schulterzucken aus.

Aber irgendetwas dürfte mit den Steuern in all den Jahren nicht gestimmt haben. Rechtsberater hatten Vastic, der heute die Amateure der Wiener Austria trainiert, zu einem fiskalischen Rückpass geraten. Er reichte rund 600.000 Euro an Steuerzahlungen nach. - Der Prozess geht bis Mitte September in die Sommerpause. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 6.7. 2011)