Pee Wee Ellis, jetzt mehr im Jazz unterwegs.

Foto: Jazz Fest Wien

Wien - "Wissen Sie, Teil der die funkysten Band der Welt zu sein, war für mich nicht immer superlustig. Ich fühlte mich, als würde ich in einer Fahrrille feststecken. Denn ursprünglich war es meine Absicht, zu James Brown zu gehen, um es mir leisten zu können, Jazz zu spielen."

Für gläubige Jünger des Funk-Gottes grenzt es beinahe an Blasphemie, was Pee Wee Ellis seit Jahren immer wieder in Interviews erzählt: dass er, die tenorsaxofonistische Verkörperung schweißtreibend knackender Breaks und Licks, Teil des mit Maceo Parker und Fred Wesley schärfsten Blasersatzes, den James Brown je hatte, anno 1965 seinen Dienst bei ihm aus eher pragmatischen Gründen antrat - um sich, frei von existenziellen Sorgen, daneben seiner eigentlichen Liebe, dem Jazz, widmen zu können.

Nun, die vier Jahre in Diensten von James Brown, in denen Ellis auch als Co-Autor und Arrangeur von Hits wie Cold Sweat und Say It Loud - I'm Black and I'm Proud verantwortlich zeichnete, waren zweifellos profilprägend. Doch zeit seiner Karriere hat Ellis, der später lange Jahre als "Musical Director" für Van Morrison tätig war, tatsächlich immer wieder die Gelegenheit genützt, groovige Lines beiseitezulassen und sich der Jazztradition zu widmen.

So war es in Projekten mit George Benson und Dave Liebman, so ist es auch im Zuge des aktuellen Doppelalbums Tenoration (Art of Groove / Lotus), auf dem er u. a. Sonnymoon for Two spielt: Ein Stück von jenem Sonny Rollins, bei dem Ellis einst Unterrichtsstunden genommen hat. Im Rahmen des Jazzfest Wien wird Pee Wee Ellis, der am 21. April seinen 70. Geburtstag gefeiert hat und seit vielen Jahren in der Nähe von London lebt, mit dem Fritz Pauer Trio seiner jazzigen Berufung frönen. Nicht ohne dabei mitunter doch auch das eine oder andere Mal den Geist des Groove zu beschwören. (Andreas Felber, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Juli 2011)