Bild nicht mehr verfügbar.

Über die fiktive Brücke im klassischen Stil auf dem 5-Euro-Schein wird man schon bald tatsächlich gehen können.

Foto: APA/dpa

Rotterdam - Bisher haben die sieben Brücken auf den verschiedenen Euro-Banknoten nur auf dem Papier existiert. Ein findiger Holländer holt die Fantasiebauwerke aber nun in die Realität. In einem wasserreichen Vorort von Rotterdam werden bald sieben Euro-Brücken die Grachten überspannen.

Idee kam beim Zahlen

Die Idee kam dem Grafikdesigner Robin Stam, als er in einem Restaurant auf die Rechnung wartete. "Ich schaute mir die Euro mal etwas genauer an und fragte mich, wo die Brücken wohl stehen mögen", erzählte der 30-Jährige. Beim Googeln zeigte sich rasch, dass die Geldscheinbrücken das Zusammenwirken der Euroland-Völker symbolisieren sollen, aber nicht real existieren. "Da dachte ich, es wäre ein netter Gag, sie wirklich zu bauen."

Der österreichische Banknotendesigner Robert Kalina hatte 1996 den EU-Wettbewerb für die Gestaltung der Euroscheine auch deshalb gewonnen, weil seine neutralen Entwürfe keinerlei Anlass für Eifersüchteleien zwischen den Mitgliedstaaten boten. Man stelle sich das Debattenchaos vor, wenn reale Bauten für die Banknoten vorgeschlagen worden wären.

EZB gab ihren Segen dazu

Robin Stam erzählte dem Bürgermeister der 73.000-Seelen-Gemeinde Spijkenisse von seiner Idee. Der war begeistert und gab bei dem jungen Künstler Entwürfe für den Bau aller sieben Geldscheinbrücken in Auftrag. Zwei Fliegen sollten mit einer Klappe geschlagen werden: Das wasserreiche Neubauviertel "Het Land" brauchte sowieso eine Anzahl kleiner Brücken zur Überquerung seiner Grachten. "Zugleich sollen sie eine Attraktion für Touristen werden, die ihr Geld bisher eher in Rotterdam oder Amsterdam ausgeben", sagte Stam.

Investoren, Architekten und Baubetriebe waren rasch gefunden. Die Europäische Zentralbank erkannte die Chance, dem Euro mit realen Geldscheinbrücken zusätzlich Popularität zu verschaffen, und gab grünes Licht. Feierlich eingeweiht werden die beiden ersten Brücken im September. Sie wurden nach den zehn- und 50-Euro-Noten gestaltet, die an die Baustile der Romanik sowie der Renaissance erinnern.

"Het Euroland"

Die fünf anderen Geldbrücken stehen wie die auf den Banknoten für Klassik (fünf Euro), Gotik (20), Barock und Rokoko (100), das Industriezeitalter mit seinen Eisen- und Glasbauten (200). Und schließlich die Moderne Architektur auf dem 500-Euro-Schein, den die meisten Menschen freilich eher bei Geldübergaben in Fernsehkrimis als im wirklichen Leben zu sehen bekommen.

"In spätestens zwei Jahren wird hier alles fertig sein", sagt Stam. "Dann haben wir hoffentlich viele Besucher, die über sieben Brücken gehen möchten - und "Het Land" nennen wir dann "Het Euroland"." Aber was, wenn der Euro bis dahin doch noch baden geht und in Holland wieder mit dem Gulden bezahlt wird? "Dann kommen doch erst recht Touristen. Wo sonst könnte man auf dem herumtrampeln, was vom Euro an Belastbarem übrig geblieben ist?" (APA)