Wien - Thomas Drozda, der neue Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), verkündete letzte Woche recht stolz ein "Rekordergebnis": 2010 sei hinsichtlich Besucherzahl, Auslastung und Einspielergebnis "das mit Abstand erfolgreichste Jahr in der Geschichte" des Konzerns gewesen.

Das Ergebnis ist derart gut, dass sich Drozda schon fast geniert. Denn er erwähnte lediglich, dass die Bilanz - wie schon im Jahr davor - einen Gewinn von 750.000 Euro aufweise. Diese Zahl stimmt zwar, aber nur deshalb, weil mit dem Jahresüberschuss von 3,65 Millionen Euro eine Rücklage gebildet wurde. Und sie stimmt auch nur dann, wenn man vom Inlandsgeschäft spricht.

Drozda vermerkt jedoch gerne, dass im vergangenen Jahr 1,29 Millionen Menschen VBW-Musicals (etwa Elisabeth) im Ausland gesehen hätten. Daher sollte man die konzernweiten Erfolgszahlen nennen: Der Jahresüberschuss betrug 4,47 Millionen Euro, der Bilanzgewinn 1,81 Millionen.

Es hat natürlich einen guten Grund, warum Drozda diese Zahlen ungern nennt: um keine Debatte über die Höhe der Subventionen vom Zaun zu brechen. Eine Reserve sei wichtig, meint Drozda. Denn ein Rekord wie 2010 lasse sich nicht so leicht wiederholen. Der Rechnungshof argumentiert hingegen in der Regel, dass nur die tatsächlich benötigten Subventionen bereitgestellt werden sollten.

Was zur Frage führt, wie hoch diese im Fall der VBW sind. Laut Drozda hätten die Zuwendungen 37,3 Millionen Euro betragen. 20,4 Millionen seien für das Opernhaus Theater an der Wien verwendet worden und 16,9 Millionen fürs Musical im Raimundtheater und im Ronacher. Die Oper sei auf 89.636 Besucher gekommen, das Musical auf 560.819. Jede Opernkarte sei daher mit 227,59 Euro subventioniert worden, jedes Musicalticket mit 30,13 Euro.

Doch ganz so stimmt das nicht. Denn die VBW zählen ungeniert auch die Besucher der Festwochen, die sich im Theater an der Wien einmieten. Die Festwochen-Produktionen kosteten die VBW aber keinen Cent. Zudem ist der Aufwand für Matineen und andere Events gering. Die Subvention pro tatsächlichen VBW-Opernbesucher (man zählte 50.421) dürfte daher weit, weit höher sein. Zumal die VBW von der öffentlichen Hand nicht 37,3 Millionen erhielten, sondern 38,6 Millionen. Und sie verbrauchten zudem Investitionszuschüsse von 2,62 Millionen.

Dennoch muss man die VBW loben. Dafür, dass sie unter Drozda erstmals Zahlen veröffentlicht. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 4. 7. 2011)