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Die Wachablöse an der Tennisspitze ist vorerst erfolgt.

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Das Jahr des "Djokers" ist in Wimbledon am Zenit.

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London - Novak Djokovic und Petra Kvitova sind das neue Herrscherpaar von Wimbledon. Einen Tag nach dem ersten Grand-Slam-Titel der Tschechin bezwang Djokovic am Sonntag im Traumfinale der 125. All England Championship seinen entthronten Rafael Rivalen Nadal in 2:28 Stunden mit 6:4,6:1,1:6,6:3. Der 24-jährige Serbe ist damit nicht nur erstmals Regent in Wimbledon, sondern auch in der Weltrangliste, deren Spitze er am Montag von Nadal übernimmt.

"Das ist der beste Tag meines Lebens. Wimbledon ist mein Lieblingsturnier, das Turnier, das ich immer gewinnen wollte", sagte der überwältigte Djokovic bei der Siegerehrung. "Ich denke, ich träume immer noch." Nach seinem Sieg, mit dem er sein schon bisher unglaubliches Tennisjahr krönte, ließ sich der 24-Jährige auf den Heiligen Rasen fallen, jubelte dem angereisten Staatspräsidenten Boris Tadic in der Royal Box zu und verschenkte drei Schläger an Fans im Publikum.

Höhepunkt seiner Jubelorgie war der Moment, als sich Djokovic etwas von den heiligen Halmen in den Mund schob und genüsslich darauf kaute. "Das ist eine Wachablösung in den Grand-Slam-Endspielen", kommentierte der Deutsche Boris Becker, der selbst drei Mal auf dem heiligen Rasen triumphiert hatte.

Becker sieht eine Wachablöse

Djokovic zementierte mit seinem dritten Grand-Slam-Titel - zwei Mal hatte er bisher in Australien gewonnen - die aktuellen Machtverhältnisse. 48:1 Erfolge - diese unfassbare Bilanz steht für den Serben nach der Hälfte der Saison zu Buche. Nadal musste nach einer der bittersten Pleiten seiner Karriere dagegen einsehen, dass eine neue Ära begonnen hat. "Glückwunsch an Novak für den Sieg und seine fantastische Saison. Er war heute der bessere Spieler", sagte der geschlagene Spanier. "Ich kann mir vorstellen, wie sich Novak heute fühlt."

Vor dem Traumfinale zwischen Nadal und Djokovic hatte Becker die Bedeutung der Partie auf den Punkt gebracht: "Diese Schlacht wird festlegen, wer 2011 der Boss ist." Und der serbische Seriensieger ließ nach einer kurzen Phase des Abtastens keine Zweifel aufkommen, wessen Stunde im Welttennis geschlagen hat. Djokovic hatte seinen Fans einen "D-Day" versprochen - und der neue Weltranglisten-Erste behielt Recht.

Bei den langen Grundlinien-Rallyes der beiden derzeit weltbesten Tennisspieler hatte Djokovic zumeist das bessere Ende für sich. Und als sich Nadal beim Stand von 5:4 eine erste kleine Schwäche beim eigenen Aufschlag erlaubte, schlug der "Djoker" eiskalt zu und holte sich mit einem Weltklasse-Stopp nach 41 Minuten den ersten Satz. Der fünfte Final-Sieg über Nadal in diesem Jahr nahm seinen Lauf.

Überragender zweiter Satz der neuen Nummer eins

Was sich in der Folge auf dem Centre Court des All England Club abspielte, dürfte Nadal noch schlaflose Nächte bereiten. Chancenlos wie selten zuvor musste sich der zehnfache Grand-Slam-Champion im zweiten Satz seinem Schicksal ergeben. Alles schien Djokovic bei der Wachablösung im Herren-Tennis zu gelingen: herrliche Stopps, gefühlvolle Volleys und gnadenloses Power-Tennis von der Grundlinie.

Djokovic spielte sich in einen Rausch. Immer wieder pushte sich der 24-Jährige, schlug sich mit beiden Fäusten auf die Brust und feuerte sich mit lauten "Come On"-Rufen an. Nur zu Beginn des dritten Durchgangs war der Sohn eines Skiprofis kurz unkonzentriert - Nadal ging mit 3:0 in Führung und holte sich den Satz.

Doch danach stand der Mallorquiner im fünften Wimbledon-Finale in Serie - 2009 fehlte er - wieder auf verlorenem Posten. Nach rund zweieinhalb Stunden war Nadals dritte Niederlage im 13. Grand-Slam-Finale perfekt. Es blieb ihm nichts anderes übrig als Djokovic, der gut 1,2 Millionen Euro einstrich, zum achten Turniersieg des Jahres zu gratulieren. (APA/dpa/Reuters)