Sanaa - Nach den Freitagsgebeten haben im Jemen erneut Zehntausende Menschen gegen die Führung des Landes protestiert. Wie Korrespondenten berichteten, forderten Demonstranten in mehreren Städten den Rückzug aller verbliebenen Vertrauten von Staatschef Ali Abdallah Saleh, der sich nach einem Anschlag auf den Präsidentenpalast Anfang Juni zur medizinischen Behandlung in Saudi-Arabien aufhält. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich im Norden der Hauptstadt Sanaa bis zu 250.000 Menschen an einer Kundgebung.

"Lasst uns für unsere Ziele Hand in Hand marschieren", skandierten die Demonstranten. "Das Volk will einen Übergangsrat", riefen andere. "Wir wollen den Rückzug des verbleibenden Regimes und die Einsetzung eines Übergangsrats", forderte auch ein Sprecher der Oppositionsgruppe "Revolutionäre Jugend". Die Großkundgebung wurde von Soldaten des desertierten Generals Ali Mohsen al-Ahmar geschützt.

Auch Anhänger demonstrieren

Im Süden von Sanaa versammelten sich dagegen Zehntausende Anhänger Salehs und sicherten ihm trotz der seit Ende Jänner andauernden Massenproteste ihre Treue zu. Bei ihrem Protestmarsch trugen sie große Plakate mit Abbildungen des Staatschefs vor sich her und bekannten sich auch zu dessen Vertrauten. Die Eliteeinheiten des jemenitischen Militärs werden weiterhin von Salehs Sohn Ahmed und weiteren Verwandten des Präsidenten befehligt.

Weitere Protestmärsche von Regierungsgegnern fanden in der nordjemenitischen Stadt Saada und in der Provinz Hadramut im Südosten des Landes statt. Rund um die südliche Stadt Sinjibar blieb die Situation angespannt. Wenige Kilometer von der Stadt entfernt hätten sich Soldaten mit mutmaßlichen Kämpfern des Terrornetzwerks Al-Kaida Schusswechsel geliefert, hieß es in Militärkreisen.

Sinjibar ist seit Ende Mai in der Hand mutmaßlicher Al-Kaida-Kämpfer. Die Soldaten verteidigen nach Armeeangaben ein nahegelegenes Stadion gegen Al-Kaida. Die Aufständischen schossen demnach auf Hubschrauber der Armee, die Verstärkung in die Region bringen sollten. (APA)