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Bangkoks Mopedtaxler und Kleinunternehmer wie Frau Watsana (unten) hoffen auf einen Sieg der Rothemden.

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Foto: Andrea Waldbrunner

200.000 Mopedtaxifahrer sorgen dafür, dass die Wege in Thailands Hauptstadt Bangkok schnell zurückgelegt werden können. Viele von ihnen sind politisch aktiv und wollen bei der Wahl ihren Einfluss geltend machen.

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Und schon wieder schickt Thamaroon mit einem Wink den nächsten Fahrer los. Er biegt von der verstopften Ngam-Dupli-Gasse gleich ein in die Hauptstraße, wo der Autoverkehr wie jeden Morgen stockt und wie ein müder Drache einschläft. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist in Bangkok das Mopedtaxi. Deshalb nützen es täglich Tausende.

Natürlich wissen Thamaroon und sein Freund Charoon um ihre wichtige Funktion in dieser Stadt. Und sie wissen auch, dass nur eine Partei gut ist für sie: jene, die die fesche Yingluck Shinawatra zu ihrer Spitzenkandidatin erkoren hat und die drauf und dran ist, am Sonntag bei den Parlamentswahlen den Sieg einzufahren.

Es ist kein Zufall, dass hier nur Wahlplakate der Phue-Thai-Partei hängen. "Wir haben bei Thaksin Shinawatra gesehen, dass er etwas für die Armen im Land tut", und deshalb ist Charoon überzeugt: "Seine Schwester Yingluck wird das Gleiche für uns tun."

"Gleichheit für alle"

Dem Expremier, dem nach Dubai ins Exil geflohenen Thaksin Shinawatra, rechnet Charoon hoch an, dass "wir für nur 30 Baht (0,67 Euro) im Monat eine Krankenversicherung kaufen können". Dass der findige Geschäftsmann Thaksin diese Versicherung früher gleich im Doppelpack mit Handyverträgen seines eigenen Unternehmens verscherbelt hat, ist für ihn in Ordnung - kein Grund zur Kritik.

Watsana, die lokale Referentin von Thaksins Rothemden, zeigt stolz auf ihren Massagesalon. Sie hat ihn eröffnen können, "weil Thaksin den Zugang zu Krediten erleichtert hat".

Bei so vielen Segnungen aus der Ära Thaksin - so die subjektive Empfindung vieler - wundert es nicht, dass die geschätzten 200.000 Mopedtaxifahrer und Bürger wie Frau Watsana Sympathisanten von Phue-Thai sind. Die heute regierenden Demokraten sind ihnen fern, "sie vertreten eine andere Gesellschaftsschicht".

Was erwarten sie sich nach dem prognostizierten Sieg von Spitzenkandidatin Yingluck? "Gleichheit für alle und mehr Chancen", bekommt man zu hören. Was sie damit meinen, können sie kaum erklären. Vermutlich träumen die konsumverliebten Thai einfach nur von "mehr Geld".

Bei Charoon werden im Gespräch über die Wahl Erinnerungen wach: Scharfschützen hätten im Vorjahr auf sie geschossen. Die Ngam-Dupli-Gasse war ein umkämpfter Schauplatz bei den blutigen Unruhen im Mai 2010. Zwei Menschen seien genau hier am Mopedstandplatz erschossen worden, Brandsätze flogen - bis heute sind Spuren davon zu sehen.

Die Mopedtaxler sind eine einflussreiche Größe, weiß der Anthropologe Claudio Sopranzetti. Sie waren maßgeblich beteiligt an den Protesten der Rothemden. Sie lieferten Nachschub, spähten Posten von Polizei und Militär aus und versorgten die Verletzten, als die Sicherheitskräfte begannen, auf Demonstranten zu schießen.

Mit Sicherheit werden die rasenden Taxifahrer von Bangkok ihr politisches Engagement am Sonntag erneut demonstrieren: an den Urnen, um Yingluck Shinawatra zum Sieg zu verhelfen. (Andrea Waldbrunner aus Bangkok/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.7.2011)