Übernahm die Ausschreibung von 2006 für den Generalsjob, ergänzt um eine Aufforderung an Frauen, sich zu bewerben: Stiftungsratschefin Brigitte Kulovits-Rupp, mit ORF-General Wrabetz.

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Wien - Spätestens heute, Samstag, "blamieren wir uns international bis auf die Knochen", findet Monika Lindner, Managerin des Plakatriesen "Epamedia" und bis 2006 bürgerliche ORF-Generalin.

Samstag erscheint die Jobausschreibung für den neuen ORF-Chef in der "Neuen Zürcher" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Mit dem Schlusssatz, dass "Bewerbungen von Frauen besonders erwünscht sind". Das erbost Lindner, wo doch längst klar sei, dass die SPÖ-Mehrheit auf die Wiederwahl von Alexander Wrabetz zusteuert. Die Aufforderung bedeute "eine intellektuelle Beleidigung aller Frauen", sagt Lindner im Gespräch mit dem Standard. Einfach eine "Frotzelei". Die "FAZ" schrieb nach der Absage von RTL-Chef Gerhard Zeiler wegen der roten Festlegung auf Wrabetz: "Für diesen Sender wird kein Generaldirektor gesucht, sondern ein Verweser der Politik."

Die SPÖ setzt für Wrabetz' Wiederwahl auf grüne, orange, unabhängige und Betriebsrats-Stiftungsräte. Mit Koalitionspartner ÖVP, der Zeiler favorisierte, beginnen die Gespräche. Rote Auskenner rechnen mit weitreichenden Forderungen für Führungsjobs und zweifeln an Einigung mit der VP für die Generalswahl.

VP-Chef Michael Spindelegger soll sich Donnerstag vor bürgerlichen ORF-lern mit Personalia zurückgehalten haben. Die Küniglberger freute schon, dass er "voll und ganz" zum ORF in heutiger Form stehe, keine weiteren Beschränkungen plane und von Wrabetz vor der Wahl ein klares Strategiekonzept einfordert.

Wrabetz' Wahlwerbung ("Der Rundfunk der Gesellschaft") läuft auf vollen Touren: Montag präsentiert er das Programm des Kultur- und Infosenders ORF 3, Dienstag diskutiert er mit Ingrid Deltenre, Generaldirektorin des Gebührenfunkverbands EBU, in Wien "europäische Medienqualität der Zukunft". Deltenre wurde als Wrabetz' potenzielle TV-Direktorin genannt, ließ aber ausrichten, sie wäre "keine Kandidatin". Den Quotentiefststand im Juni (Medienjournal) versuchte der ORF gleich mit Infos über höhere Werbeumätze abzufedern. (Harald Fidler, DER STANDARD, Printausgabe 2./3.7.2011)