Athen/Wien - Die Organisatoren einer internationalen Gaza-Hilfsflotte werfen Israel Sabotageakte an zwei Schiffen vor. Taucher sollen im türkischen Hafen Göcek die Antriebswelle des irischen Schiffs "MV Saoirse" schwer beschädigt haben. Als einen "hinterhältigen Akt des internationalen Terrorismus" bezeichnete der irische Abgeordnete zum Europaparlament Paul Murphy von der Sozialistischen Partei den Sabotageakt. Es war dies das zweite Mal in drei Tagen, dass ein Schiff der Gaza-Flotte beschädigt und dabei das Leben von an die hundert Solidaritätsaktivisten und Journalisten aufs Spiel gesetzt wurde.

Ebenso wie auf der griechischen "Juliani" vergangenen Montag war vermutlich durch Taucher einer Spezialeinheit die Transmissionsachse der Schiffsschraube angeknackst worden, ein Umstand, der das Schiff zwar am Auslaufen nicht gehindert hätte, auf hoher See jedoch die Schraube zum Absturz hätte bringen sollen, sodass sofort Wasser in den Maschinenraum eingedrungen wäre und das Schiff zum Sinken gebracht hätte.

Düngemittel oder Waffen?

Wie eine solche Sabotageaktion in der Praxis funktioniert, konnte die österreichische Delegation, die in der vergangenen Nacht eingeteilt war, die "Stefano Chiarini" zu bewachen, beobachten, wie der Journalist und Publizist Leo Gabriel mitteilte. "Um Punkt vier Uhr früh tauchte wie aus dem Nichts plötzlich ein laut tösendes Schnellboot auf; gleichzeitig wurden auf der linken Seite des Schiffs Luftblasen sichtbar," berichtete Gerald Oberansmayr aus Linz vor einer Gruppe von Passagieren des sogenannten Internationalen Schiffs. Erst das Erscheinen der sofort verständigten griechischen Küstenwache ließ Ruhe einkehren. Taucher der griechischen Küstenwache stellten keinerlei Beschädigungen am Boot fest.

Inzwischen hätten sich auch die angeblichen "chemischen Waffen" in Form von schwefelhaltigen Säuren, welche auf einem der Schiffe laut israelischen Medienberichten geladen waren, als harmlose Düngemittel herausgestellt, die den Bauern von Gaza zugutekommen sollen, erklärte Gabriel. Doch die Mediensprecherin der israelischen Armee habe erklärt, dass "diese Substanzen an Bord noch zu gefährlichen Waffen umgearbeitet werde könnten."

Angebliche Seeuntüchtigkeit

Alle Schiffe mit Ausnahme des irischen, des griechisch-norwegisch-schwedischen und des US-amerikanischen und kanadischen Schiffs, die noch die Antwort auf ihren Einspruch gegen von Privatklägern eingebrachten Verfahren wegen angeblicher "Seeuntüchtigkeit" abwarten, sollen zur Abfahrt nach Gaza bereit sein. Jedoch verzögerten die griechischen Hafenbehörden die Erteilung der Erlaubnis, die verschiedenen Häfen zu verlassen. Auch einem der französischen Schiffe, das vor über einer Woche von Korsika aufgebrochen war und derzeit in einem griechischen Hafen zum Auftanken vor Anker liegt, werde die Zufuhr von Treibstoff verweigert.

Israels Regierung hat die Marine angewiesen, eine Ankunft der Schiffe im palästinensischen Gazastreifen zu unterbinden. Sie sollte aber eine "Konfrontation mit den Menschen an Bord der Schiffe so weit wie möglich vermeiden", erklärte Premier Benjamin Netanyahu. Vor über einem Jahr waren bei einer Kommandoaktion der israelischen Eliteeinheit "Shayetet 13" gegen eine Gaza-Hilfsflotte in internationalen Gewässern acht türkische Palästina-Solidaritätsaktivisten und ein türkisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger an Bord des Schiffes "Mavi Marmara" getötet worden. (APA)