Julia Grosse, Judith Reker: "Versteh mich nicht falsch! Gesten weltweit. Das Handbuch". Fotos: Florian Bong-Kil Grosse

www.verstehmichnichtfalsch.de; auch als App fürs iPhone unter: itunes.apple.com/de/app/dont-get-me-wrong/

Foto: Florian Bong-Kil Grosse

Ein falscher Fingerzeig - und eine neu gewonnene Freundschaft in einem fernen Land kann in die Brüche gehen. Gerade wo mit Händen und Füßen kommuniziert werden muss, kommt es leicht zu Missverständnissen. Diese Erfahrung machten auch die Autorinnen Julia Grosse und Judith Reker.

Kommt die eine in Kairo in eine Buchhandlung und fragt den Buchhändler auf Arabisch nach einem Roman. Legt dieser die Fingerspitzen seiner Hand zusammen und verschwindet im Hinterzimmer. Sie deutet die Geste als aggressives "Was willst du eigentlich?", das die meisten Europäer aus Italien kennen. Weit gefehlt! In Ägypten steht die Handbewegung für etwas ganz anderes, nämlich die höfliche Aufforderung "Einen Moment, bitte".

Gerade da, wo wir glauben eine Geste zu erkennen, kann sie uns also in die Irre führen. Die simple Zwei (im großen Bild rechts), bedeutet in China acht. Bei der Angabe der gewünschten Sitzplätze im Restaurant können da vermeintlicher Wunsch und Wirklichkeit ganz schön auseinandergehen.

Die Geste unten links bedeutet in Südafrika und Kuba schlicht "Es ist voll" und wird auf Parkplätzen ebenso eingesetzt wie in der Disko. In Brasilien ist dieselbe Handbewegung noch weniger erfreulich. Sie meint "Jetzt hab ich wirklich ein Problem". In Argentinien sollte man sie auf jeden Fall richtig deuten können, heißt sie da doch "Schluss jetzt, genug diskutiert". Bei einer Fehlinterpretation könnten im Anschluss also durchaus die Fäuste sprechen. Auch Genervtheit (wie im Bild unten Mitte) in Kuba und ein Ausdruck des Glücks (unten rechts) sind nicht immer selbsterklärend. Deswegen ist die Gestengebrauchsanweisung von Argentinien bis Zimbabwe ein sinnvoller Begleiter. (Tanja Paar/DER STANDARD/Rondo/01.07.2011)