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Entlohnung für Leistung oder Bestechung?

Foto: APA/Georg Hochmuth

+++Pro
Von Eric Frey

Ein Vater mit Teenager-Kindern ist ein wandelnder Bankomat ohne Abhebungslimit. Das Taschengeld wird pünktlich bezahlt, doch dann geht es erst richtig los: Geld fürs Mittagessen, für den Schulausflug, für den Extrakurs, für das Buch, das in der Schule gelesen wird, für die Nachhilfestunde, für die Gemeinschaftskasse in der Jugendgruppe, für das Ausgehen am Abend (Mackie bei ihm, Café Gitarre bei ihr), fürs Theater und fürs Kino, fürs Geburtstagsgeschenk der Freundin, für das - ich will es gar nicht erst wissen -, hier hast du fünf Euro und geh.

Weil alle anderen Kinder immer viel mehr bekommen und unsere ja so arm dran sind, haben wir ein Notengeld in Bonus-Malus-Form eingeführt: Beim Einser und Zweier zahlen wir, bei Vierern und Fünfern müssen sie uns - etwas weniger - zahlen.

Seither stimmen die Noten und leiden die Finanzen. Der einzige Lichtblick ist das Zeugnis: Da öffnen die Großeltern ihr Börsl und lassen schon mal einen Fünfziger springen. Und für einige wenige Tage geben die Racker eine Ruh.

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Kontra---
Von Ronald Pohl

Der Erbringung geldwerter Leistungen haftet ein unschöner Zug ins Unpersönliche an. Die Aneignung jener Früchte, die anderer Leute Arbeit zur Vollreife verholfen hat, wäre aus allerlei Gründen abzulehnen. Wir wollen uns aber nicht Marxisten schimpfen lassen und gestehen daher freimütig, wenn auch ein kleines bisschen beschämt, dass die unumgängliche Fron der Rasenpflege - ein wiedergehendes Gespenst aus der eigenen Kindheit! - mit bedeutenden Sach- und Geldzuwendungen verbunden war.

Aus der Befüllung von Obststeigen mit pflückfrischen Marillen erstand, über den Umweg elterlicher Prämialzahlungen, eine Schallplattensammlung. "Wir stellen uns jetzt aber nicht das ganze Zimmer mit dem Rock-'n'-Roll-Geplärre voll!?", tönte es finster aus dem ohnmächtigen Muttermund.

Mit dem Anbruch der Schulkarriere erlosch das Bakschisch-Wesen. Man lernt doch auch für sich selbst, nicht für die liebe Verwandtschaft!? Tatsächlich: Nur schlechte Noten entheben Eltern wie Kinder des Dilemmas. (Der Standard/rondo/01/07/2011)