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Der Klassiker unter den Ohrstöpseln. Ohropax gilt als das erste Lärmschutzprodkt der Welt.

Foto: APA/Ohropax, HO

Bad Füssing/Baden Baden - Gehörerkrankungen entwickeln sich in Deutschland zur Volkskrankheit. 14 Millionen Deutsche leiden bereits an Hörproblemen, wie Tinnitus, Schwerhörigkeit oder Hyperakusis (Geräuschüberempfindlichekeit, Anm.Red.). Ursache für diese hohen Zahlen ist die wachsende „akustische Umweltverschmutzung", berichtet der deutsche Reportagedienst obx-medizindirekt. „Und es ist vor allem die fehlende Prävention", kritisiert der Bad Füssinger Ohr-Experte, Lutz Wilden, Initiator der Arbeitsgemeinschaft „Das gesunde Ohr". Die Versorgung mit Hörgeräten sei ein Millionengeschäft. Wirklich helfen würde überforderten Gehörorganen aber bereits die Reduktion des Alltagslärms, beispielsweise mit Hilfe einfacher Ohrstöpsel.

„In Deutschland muss mehr getan werden, um die Lärmbelastung zu reduzieren", so der Tinnitus Experte. Die zunehmende Verbreitung und immer schnellere Verschreibung von Hörgeräten sei der falsche Weg zur Lösung des Problems. „Wir können kein durch Lautstärke überfordertes Hörorgan mit noch mehr Lärmüberflutung etwa durch Schall verstärkende Hörgeräte heilen," ergänzt Wilden. 

Ruhe hält Haarzellen fit

Der Schlüssel für der menschliche Hörvermögen liegt im Innenohr. 25.000 Haarzellen in der Hörschnecke sorgen unter anderem einen funktionierendes Gehör. Haarzellen sind spezialisierte Sinneszellen mit hoher Regenerationsfähigkeit, wenn ihnen im Alltag ausreichend Zeit und Möglichkeit zur „Erholung" gegeben wird. Deshalb, so die Arbeitsgemeinschaft „Das gesunde Ohr", sei Ruhe vor dem permanenten Umgebungslärm der wirkungsvollste Schlüssel, diese Haarzellen fit zu halten.

„Es ist erstaunlich, dass so wenig für die Aufklärung der Bevölkerung zur aktiven Vermeidung vor Gehörschäden getan wird", kritisiert Wilden. Die Arbeitsgemeinschaft „Das gesunde Ohr" empfiehlt ein ebenso einfaches wie wirkungsvolles Mittel: So oft wie möglich passende Ohrstöpsel benutzen. Das sei eine Wohltat für die Ohren - und oft auch für die Nerven.

Erholung für das Ohr

Wilden kämpft mit seinem Institut seit Jahren auch gegen die Behandlung von Tinnitus mit künstlich erzeugten Gegengeräuschen. „Therapieansätze, die zunächst versuchen, wieder den Gehörzustand des Tinnitus-Patienten zu stabilisieren, gibt es in der konventionellen Medizin kaum. Stattdessen werden die Patienten mit Hörgeräten versorgt und es wird versucht, das Hirn zu manipulieren, das angeblich Auslöser für das Tinnitus-Geräusch sein soll. „Eine Theorie, die wissenschaftlich nicht bewiesen und nicht haltbar ist", behauptet Wilden.

Dass Lärmreduzierung im Alltag wirkungsvoll helfen kann, sei indes für jeden Tinnitus-Patienten selbst leicht nachzuprüfen. „Schützt ein Tinnituspatient über mehrere Tage, Wochen und Monate sein überlastetes Hörorgan, indem er im Alltag, wann immer möglich, Hörstöpsel benutzt, reduzieren sich nach unseren jahrelangen Erfahrungen die quälenden Symptome oder sie verschwinden sogar ganz. Das gilt vor allem bei Kindern in der Akutphase des Tinnitus. Selbst bei chronischem Tinnitus kann die massive Abschirmung von Alltagslärm spürbare Hilfe bringen." (red)