The Philharmonics: "Souvenir de Boheme", erschienen bei Warner

Foto: Deag Music / Warner

Wien - Die Gründungslegende: "Als Geiger Tibor Kovác und Bassist Ödön Rácz einmal in Fukuoka Shabu-Shabu essen waren, sprachen sie über faszinierende Musikrichtungen." Es waren der Stile viele (Balkan, Tango, Gipsy, Klezmer), die faszinierten und musiziert werden wollten, und zu diesem Behufe gründeten der slowakische Vorgeiger und der ungarische Solo-Bassist der Wiener Philharmoniker 2007 mit Kollegen The Philharmonics (wobei Pianist Frantisek Jánoska kein und Klarinettist Daniel Ottensamer noch kein Philharmoniker ist).

In der Kurkonzert-Besetzung Streichquartett plus Klavier, Kontrabass und Klarinette widmet sich die recht junge Sieben-Mann-Combo (Hauptarrangeur Kovác, Jahrgang 1967, ist der gutmütige Pater Familias) vorwiegend Unterhaltungsmusikalischem, wobei Bad Ischl im Fall von The Philharmonics eher am Balaton liegt oder noch viel weiter südöstlich (in der Orientalischen Suite von Kovác und dem Zweiten Geiger, dem Albaner Shkelzen Doli, finden türkische, persische und israelische Melodien Platz).

Im Konzerthaus, wo das Ensemble ab der kommenden Saison angeblich eine Aboreihe spielen wird, gaben die temperamentvollen Sieben ein heterogenes Potpourri zu Gehör (Kreisler, Piazzolla, Strauß, Schostakowitsch, Chick Corea), immer mit Virtuosität und Verve, mit einem Zug zu machoeskem Hochgeschwindigkeitsmusizieren, sattem Vibratoeinsatz (wodurch etwa Debussys Claire de lune gefährlich nah ans Wienerlied rückte) und reichlich Glissando, dem gern genützten Gleitmittel des musizierenden Ostens. Riesenstimmung, Riesenapplaus. (end/ DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2011)