Aus der Ager wurde im Jänner 2008 eine Slowakin geborgen. War es Mord oder Selbstmord? Die Frage steht noch immer im Raum.

Foto: Freiwillige Feuerwehr Markt Regau

Linz/Innsbruck - Vor dreieinhalb Jahren wurde eine slowakische Pflegerin tot aus der Ager bei Regau gezogen. Seitdem wird ein Gutachten nach dem anderen in Auftrag gegeben, um die Hintergründe des Todes zu klären. Jetzt liegt das vierte vor, erstellt vom Innsbrucker Gerichtsmediziner Walter Rabl. Noch geht die Oberstaatsanwaltschaft Linz dieses Gutachten durch, doch spätestens Ende der Woche will sie dessen Inhalt bekannt geben.

Ursprünglich waren die oberösterreichischen Behörden davon ausgegangen, dass die 29-Jährige Selbstmord begangen hatte. Die in der Slowakei durchgeführte Obduktion hatte dann jedoch Hinweise auf Gewalteinwirkung ergeben. Seitdem sind die österreichischen Gutachter am Zug.

Fall soll relativ klar sein

Rabl darf (noch) nichts zu seinem Ergebnis sagen, vorab verriet er nur, dass für ihn der Fall nun "relativ klar" sei. Bis er zu dem für ihn eindeutigen Schluss kam, hat es mehr als eine halbes Jahr gedauert. "Ich bin ganz zurück zum Anfang gegangen, habe mir alle Ursprungsdaten zu dem Fall besorgt und mehrmals in der Slowakei rückfragen müssen", gibt der Gerichtsmediziner als Grund für die lange Prüfungszeit an.

Dass die Slowakin in der Ager ertrunken ist, daran besteht kein Zweifel. Alles andere als geklärt sind hingegen die Fragen, warum die Wasserleiche blaue Flecken am Körper und einen tödlichen Medikamenten-Cocktail im Blut hatte. Der Linzer Gerichtsmediziner Johann Haberl schrieb in seinem 17-seitigen Gutachten: "Anhaltspunkte für eine Fremdtötung sind nicht in jener Deutlichkeit anzusprechen, wie dies vom slowakischen Vorgutachter geschehen ist". Der aus Wien hinzugezogene Pharmakologe Michael Freissmuth stellte in seiner toxikologischen Untersuchung eine hohe Dosis zweier Medikamente im Blut fest. Freissmuth hält es deshalb für sehr wahrscheinlich, dass es durch die Medikamentenkombination zu einer Vergiftung gekommen sei.

Die Frage die Rabl zu klären hatte: Nahm die junge Frau, die bei einer österreichischen Arztfamilie als Pflegerin gearbeitet hatte, die Medizin freiwillig oder war es doch Mord? (ker, DER STANDARD; Printausgabe, 29.6.2011)