Damaskus/Istanbul - Auch nach der ersten Konferenz von Regimekritikern in Syrien zeichnet sich kein Ende der blutigen Unruhen ab. Stattdessen droht eine Spaltung der Oppositionsbewegung. Auf der einen Seite stehen dialogbereite "Alt-Oppositionelle", auf der anderen Seite kompromisslose "Jungdemonstranten", Anhänger der Muslimbruderschaft und anderer Exil-Oppositionsgruppen.

Junge Aktivisten berichteten von mehreren Protestaktionen gegen das Regime in der Nacht auf Dienstag in Damaskus, Homs und Jibla. Dabei sei gerufen worden: "Das Volk will den Sturz des Regimes" und "Nein zum Dialog mit dem Regime".

Oppositionskonferenz

Am Montag hatten sich 190 Dissidenten der älteren Generation in Damaskus zur ersten Oppositionskonferenz auf syrischem Boden seit Jahrzehnten versammelt. Sie forderten eine Demokratisierung des Staates und den Abschied von der Einparteienherrschaft.

Die Regierung kündigte nach diesem Treffen an, sie wolle am 10. Juli die Bedingungen für einen von ihr geplanten "nationalen Dialog" zur Beendigung der aktuellen Krise festlegen. Exil-Oppositionelle erklärten jedoch, dieser Dialog, der laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Sana von Vizepräsident Faruk al-Sharaa geleitet werden soll, sei nicht ernst zu nehmen.

Der in der Türkei lebende Regimekritiker Fawas Sakarna sagte, die Oppositionskonferenz sei von den Teilnehmern sicher als positive Initiative für ein Ende des Blutvergießens gemeint gewesen. "Letztlich hat diese Konferenz aber den Interessen des Regimes gedient, das dadurch den falschen Eindruck erwecken konnte, die Opposition werde nun beteiligt." Der Vorstoß der Konferenzteilnehmer für einen demokratischen Neuanfang sei ehrenwert, sagte Sakarna. Doch hätten sie versäumt klarzustellen, dass ein Dialog mit dem Regime erst nach einem Ende der Angriffe auf Demonstranten möglich sei.

Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, in einer Ortschaft nahe der Stadt Jisr al-Shugour seien vier Aktivisten festgenommen worden. Seit Beginn des Aufstandes gegen das Assad-Regime Mitte März sollen mehr als 1.600 Menschen getötet worden sein, darunter etwa 300 Angehörige der Sicherheitskräfte.

Unterdessen kehrten Hunderte syrische Flüchtlinge aus Zeltdörfern in der Türkei in ihre Heimat zurück. Wie die türkischen Behörden am Dienstag mitteilten, begaben sich Montag und Dienstag mehr als 440 Flüchtlinge freiwillig nach Syrien, während 76 neue Flüchtlinge in die Türkei kamen. Insgesamt sank demnach die Zahl der syrischen Flüchtlinge in Zeltdörfern in der Türkei auf etwa 10.700. Mehr als 50 Menschen aus Syrien befänden sich weiterhin im Krankenhaus, davon zwölf mit Schusswunden. (APA)