In der Definition der klinischen Medizin ist Burnout: "... ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Es beschreibt das Phänomen, dass sich engagierte Menschen im Zuge ihrer Tätigkeiten nach und nach völlig verausgaben und in der Folge nicht nur Begeisterung und Interesse an ihren Aufgaben verlieren, sondern sich insgesamt leer und ausgebrannt fühlen."

Soweit ein Zitat aus der Homepage des Instituts für Burnout und Stressmanagement. Der im Standard-Bericht "Burnout ist keine Depression - oder doch?" interviewte Neurologe Christian Simhandl definiert Burnout grundsätzlich ebenso, grenzt es jedoch zusätzlich von der Depression ab (eine Verwechslung beider sei eine Fehldiagnose).

Dies erweckt den Eindruck, dass Burnout 1.) ein rein psychologischer Faktor ist, der 2.) ausschließlich durch unerfüllte Erwartungen in der Arbeitswelt entsteht und 3.) mit Depression nichts zu tun hat. Nach meinen persönlichen Erfahrungen (27 Jahre komplemantärmedizinische Allgemeinpraxis) könnte nichts falscher sein.

Ad 1.) Ich finde es wirklich erstaunlich, dass Burnout weitgehend als rein psychologisches Phänomen gilt. Denn diese Erkrankung kann weit besser durch ein Phänomen erklärt (bzw. durch dessen Beseitigung therapiert) werden, das Intensivmedizinern seit Jahrzehnten vertraut ist: der Erschöpfung der Nebenniere unter Dauerbelastung. Diese Erschöpfung, die beispielsweise bei Schmerzpatienten auftritt, hat eine viel größere Bedeutung, als die bis dato in erster Linie beachtete Reduktion an Cortison und Adrenalin. Denn die vorrangige Bedeutung der Nebenniere liegt darin, dass sie quasi eine "Dependance" des Gehirnstoffwechsels darstellt. Neben den vorwiegend organisch wirkenden Hormonen Cortison, Adrenalin u.a. stellt sie die Botenstoffe her, die für die Stressverarbeitung in dem dafür zuständigen Hirnteil, dem Limbischen System benötigt werden - Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Wobei diese Substanzen in derartigen Mengen gebraucht werden, dass die Evolution ihre Erzeugung vom Gehirn in ein eigenes Organ - die Nebenniere - ausgelagert hat. Von daher können wir die Entstehung des Burnouts sehr einfach herleiten:

  • Ständiger Stress führt zu einer Erschöpfung der Nebenniere, es kommt zu einem Mangel an Serotonin/ Dopamin/ Noradrenalin
  • die Fähigkeit zur Stressverarbeitung im Limbischen System lässt nach, subjektiv wird der Stress immer größer
  • es bildet sich eine Negativspirale der Erschöpfung, die sich zunehmend auch organisch manifestiert: Verspannungen, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf- oder andere vegetative Symptome (Schilddrüse!)

Für mich ist so auch erklärbar, warum mir PatientInnen immer wieder berichten, dass ihnen Psychotherapie im Burnout nur wenig bis garnicht geholfen hat: Die Aufforderung "loszulassen" nützt eben nichts, wenn der Serotonin- oder Dopaminspiegel am Boden ist.

Ad 2.) Burnout = Nebennierenerschöpfung, egal durch welche Art Stress auch immer. Daher finden wir Burnout in allen Lebenslagen, die Stress erzeugen (beipielsweise in belasteten Beziehungen) - nicht nur in der Arbeitswelt.

Ad 3.) Nebennierenerschöpfung = zentralnervöse Erschöpfung = irgendwann Depression. Nach meiner Erfahrung ist bei der überwiegenden Zahl der depressiven Patienten der typische Verlust des Selbstwerts eine reine Folge zunehmender Erschöpfung. Nach Testung und Ausgleich der wichtigsten Neurotransmitterspiegel durch die (von mir entwickelte) Holopathie (siehe www.Quintsysteme.com) waren bei den meisten PatientInnen sowohl Erschöpfung, als auch Depression, sowie die manifestierten körperlichen Symptome wesentlich gebessert oder verschwunden! (Leser-Kommentar, Christian Steiner, derStandard.at, 28.6.2011)