Paris - Angestellte Pablo Picassos haben sich möglicherweise im großen Stil an den Kunstwerken des spanischen Malers bereichert. Nach dem Elektriker, der im Herbst mit 271 angeblich geschenkten Picasso-Werken auftauchte, hat die französische Justiz auch den Fahrer ins Visier genommen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der mittlerweile verstorbene Maurice Bresnu soll rund 200 Picasso-Gemälde besessen haben, manche davon ohne Widmung.

Vertrauen missbraucht?

Bereits Anfang Mai seien Ermittlungen gegen den 1991 verstorbenen Fahrer eingeleitet worden, erklärte die Staatsanwalt der südfranzösischen Stadt Grasse. Picasso hatte laut der Zeitung "Le Parisien" ein enges Verhältnis zu seinem Fahrer Maurice Bresnu, den er auch liebevoll "Teddybär" nannte. "Er war die meiste Zeit in der Nähe Picassos, wie sein Schatten", berichtete ein Fotograf im "Parisien".

Bresnu, der so zum Vertrauten des Künstlers wurde, war von 1967 bis zum Tod Picassos 1973 dessen Fahrer. Der Maler schenkte Bresnu einige Bilder, die er mit einer Widmung versah. Im Besitz des Chauffeurs sollen aber auch Kunstwerke ohne Widmung gewesen sein, wie das bekannte Porträt von Picassos Sohn Claude als Torero.

Erben

Nach seinem Ruhestand fiel Bresnu dem "Parisien" zufolge durch seinen luxuriösen Lebensstil auf. Da das Paar keine Kinder hatte, erbte nach Bresnus Tod 1991 seine Frau Jacqueline das ganze Vermögen. Nachdem auch Jacqueline Bresnu 2008 gestorben war, meldeten sich sechs Erben. Darunter war auch der frühere Elektriker Picassos, Pierre Le Guennec, ein Cousin von Jacqueline Bresnu.

Le Guennec hatte im Herbst die Kunstwelt überrascht, als er mit 271 Picasso-Kunstwerken auftauchte, die er jahrelang in seiner Garage aufbewahrt haben will. Der Rentner gab an, Picasso habe ihm die Werke im Wert von insgesamt 60 Millionen Euro geschenkt. Picassos Erben erstatteten gegen Le Guennec und dessen Frau Anzeige wegen Hehlerei.

"Wir glauben, dass uns diese Leuten Geschichten erzählen, wie sie an die Werke Picassos gekommen sind", verlautete aus der Staatsanwaltschaft in Grasse. Es gebe Unstimmigkeiten in ihren Aussagen, manche Angaben erschienen "unwahrscheinlich". Vor allem der gute Zustand der Werke, die angeblich 40 Jahre lang in der Garage des Rentnerpaars lagerten, mache die Ermittler stutzig. Es seien weder Schimmel noch Spuren von Feuchtigkeit entdeckt worden.  (APA)