Überall ist es schwer, passende Fragen und diese auch im angemessenen Tonfall zu stellen. Insbesondere aber ist diese Übung heikel, so der Interviewte vom Hals abwärts gelähmt ist und einer ungewissen Zukunft entgegenbangt. Wie der bei "Wetten, dass ...?" verunglückte Samuel Koch, der in einer Klinik Peter Hahne vom ZDF empfing, um das erste TV-Interview (das vom ORF-Thema übernommen wurde) seit der Katastrophe zu geben.

Zugegeben: Wie man sich in so einer Situation verhält, ist schwer zu sagen; wahrscheinlich hat man als Frager gar keine Chance.

Foto: ZDF/Michael Kramers

Hahne jedoch, dessen Name auf einem Schild hinter Koch penetrant, da unentwegt präsent blieb, entschied sich für einen euphorisch-salbungsvollen Zugang, als würde er einen frischgebackenen Olympiasieger befragen. Der Respekt vor Koch jedenfalls, der sehr nüchtern blieb ("Tiefer als ich kann niemand fallen") und sich von Hahne nicht hinreißen ließ, wilde Zukunftspläne zu schmieden, wuchs von Minute zu Minute.

Fragt Hahne, was wäre, würden jetzt Freunde Koch besuchen und einer von ihnen würde den Vorschlag machen, kurz abzuhauen, um irgendwo schnell eine Pizza zu essen. Antwortet Koch: Wenn ihn jemand im Rollstuhl rausschieben und füttern würde, käme er schon mit.

Foto: ZDF/Michael Kramers

Fragt Hahne, ob dieses Unglück Koch irgendwelche Perspektiven eröffnet hätte. Antwortet Koch mit einem verständlichen "nein". Er wäre schon froh, könnte er sich wieder einfach selbst kratzen.

So ging das dahin, ohne dass Hahne von seinem Überschwang ablassen wollte, der natürlich nicht von Triumphglück herrührte, als erster und einziger ein Interview mit Koch bekommen zu haben. (Ljubiša Tošic/DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2011)

Foto: ZDF/Michael Kramers